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Sasi Kiran Gade, Autonomous Systems

„Als Kind träumte ich davon Astronaut, Zocker, Schauspieler, Künstler, Anwalt, Psychologe und selbstverständlich Gott selbst zu werden. Glücklicherweise wurde ich Ingenieur und jetzt lebe ich meinen Traum.” Sasi Kiran Gade aus Indien begann sein Masterstudium in Autonomous Systems im Jahr 2006 und schloss es 2010 erfolgreich ab.
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(Zu unserer großen Bestürzung haben wir erfahren, dass Sasi Gade im Sommer 2020 verstorben ist.)

Nach seinem Abschluss an der H-BRS schaffte Gade es nicht nur seinen Traum zu leben, er gründete im November 2010 seine eigene Firma in Indien. Als Gründer und Geschäftsführer von Gade Autonomous Systems Private Limited hatte der damals 30-jährige Gade das Webportal Robolution.Me ins Leben gerufen. Das interaktive Portal basiert auf Crowdsourcing- und Mitbegründungsstrategien.

Seine Philosophie: Technologie als Unterstützung für den Menschen, um eigene Grenzen zu überschreiten und um sich selbst (wieder) zu entdecken. Dies wiederum soll die Möglichkeit bieten, das man sich persönlich und beruflich weiter entwickelt. Eine seiner Ideen besteht aus Robotern, die mit psychologischer positiver Verstärkung arbeiten, sodass sich zwischenmenschliche Verhaltensweisen von Patienten verbessern. Gade programmierte den Roboter Abhirami so, dass er spricht, tanzt und Karteikartenspiele mit Kindern macht.

sasi_gade_mit_roboter_in_kinderheim.png (DE)

Visionär mit Herz

Woher nimmt Gade all seine Ideen und wie hat er es geschafft in so jungen Jahren schon so viel zu erreichen? Während seines Bachelorstudiengangs hat sich Gade laufend darüber informiert was es im Bereich Roboter Neues gibt. Die Robocup World Championships  haben ihn am meisten fasziniert. Er entdeckte Platformen wie Sony AIBO und dachte sich, wenn Roboter bereits Fussball spielen können, dann könnte der nächste Schritt sein, dass man Robotern „Köpfchen” verleiht um so alltägliche Probleme des Menschen anzugehen.

Gade fing an nach Universitäten zu recherchieren, die ihm die Möglichkeit boten zu lernen, wie man solche Ideen umsetzen kann. Die USA kamen aus Kostengründen nicht in Frage. Schlussendlich entschied er sich für die H-BRS, um hier den deutschlandweit ersten Master in Autonomous Systems zu studieren. Der Masterstudiengang wird von weltweit anerkannten Robotik-Experten geführt und Gade fühlte sich auch aus anderen Gründen mit Deutschland verbunden: Einer seiner Cousins promovierte hier und einige Verwandte wohnten in Deutschland. Deren Tipps, welche Kleidung er sich kaufen solle bis hin zu Entscheidung, welche Küchenutensilien er brauchen würde, waren am Anfang besonders wertvoll für ihn.

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"An der H-BRS bist du niemals alleine"

Doch Gade hatte nicht nur Verwandte in Deutschland, er hatte auch die Studdy Buddies der Hochschule - das sind Kommilitonen aus höheren Semestern, die Neuankömmlinge unterstützen: „Alex und Srikanth haben mir mit der komplizierten deutschen Bürokratie wirklich sehr geholfen. Noch nie im meinem Leben musste ich so viel Schreibkram erledigen (...) Ich sprach nur wenig Deutsch, also haben die beiden mir wirklich sehr geholfen.” Alles in Deutschland war neu für ihn: Die Kultur, das Wetter und die Sprache, das alle musste Gade von Grund auf verstehen lernen. Er erinnert sich, dass das sehr viel Spass gemacht hat: „Ich habe im Handumdrehen neue Freunde gefunden, habe Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und ihre Kultur kennengelernt, mit ihnen gekocht und ihnen die indische Kultur und indisches Essen näher gebracht. Es war eine sehr gute und neue Erfahrung, die mich viele neue Lebensweisheiten gelehrt hat.”

Auch das Studentenwohnheim habe sich als tolle Unterkunft erwiesen. Es gab regelmässig „Tee- und Kaffekränzchen”, Feiern oder gemeinsame Fussballabende. Es war immer etwas los.

Als jüngstes Familienmitglied war Gade seiner Familie in Indien sehr nahe, jeder hat sich um ihn gekümmert und er war es gewohnt, verwöhnt zu werden. Hier in Deutschland jedoch war er gezwungen Kochen und Putzen zu lernen - alles Dinge, die er vorher nie machen musste. Gades Mutter sagte später: „Er ist als Junge nach Deutschland gegangen und als Mann zurückgekehrt.”

Das Studentenleben macht dich zum Stehaufmännchen

In Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten war die H-BRS der Ort, an dem Gade lernte Recherchen durchzuführen und er bemerkte Unterschiede im Lernprozess. Er ist davon überzeugt, dass er seine Forschungskarriere den Professoren der H-BRS verdankt. Einer davon ist Prof. Erwin Prassler: „Er brachte mir bei, was gute Forschung bedeutet.” Gade ist auch Prof. Paul Ploeger sehr dankbar, der ihm die Anwendung von mathematischen Formeln und Prozessen beibrachte. Prof. Gerhard Kraetzschmar (2019 verstorben) unterstützte Gade durch das ganze Studium: „Immer, wenn ich mich verloren fühlte oder Beratung brauchte, war er für mich da.”

Gade erinnert sich an seine allererste mündliche Prüfung im ersten Semester, die über eine halbe Stunde dauerte. Er erhielt eine mittelmässige Note und fühlte sich entmutigt: „Nach dieser Prüfung war ich wirklich verloren. Ich wusste einfach nicht, wie es möglich sein konnte, so viele Dinge in nur vierzig Minuten zu vergessen. Diese Prüfung hätte ich eigentlich nicht bestehen können, aber durch meine sehr gute Hausaufgabenleistung habe ich doch bestanden. Der Professor war über meine Leistung in dieser mündlichen Prüfung gar nicht glücklich.” Gades nächste Prüfung hat dies wieder einigermaßen ausgeglichen: „Ich weiss nicht, wie er (der Professor) darauf kam, aber das erste, was er getan hat, war die Situation aufzulockern, indem er mir einen Witz erzählte. Ich habe eine 1,3 geschafft und das hat mich wirklich aufgebaut.”

Während des Studiums bemerkte Gade, dass die deutschen Studierenden vor den Prüfungen gemeinsam in Gruppen lernten. Nach einiger Zeit fragte er seine Kommilitonen und er konnte sich den Lerngruppen anschließen, was ihm sehr bei der Vorbereitung auf  Prüfungen half. Seine Kommilitonen halfen ihm nicht nicht nur beim Lernen, sondern brachten ihm auch die deutsche Kultur näher und luden ihn sich nach Hause in ihre Familien ein: „Heute bin ich richtig stolz solche Freunde zu haben. Wir sind sehr eng befreundet, es fühlt sich an wie eine große Familie. Ich bin auch der "Schuldige", der einige dieser Freunde mit ihren zukünftigen Ehefrauen verkuppelt hat.”

Der German way of doing things ist bis nach Indien gereist

Student der H-BRS zu sein bedeutet nicht nur Freunde fürs Leben zu finden, es bedeutete für Gade auch, dass er viel über Eigenständigkeit und Selbstvertrauen lernte, die verschiedenen Ansichtsweisen von Entscheidungsprozessen verstand sowie deutsche Gepflogenheiten kennenlernte. Besonders Letzteres ist etwas, was er in Indien täglich anwendet. Gade Autonomous System Private Limited arbeitet mit Firmen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz zusammen. Die Unternehmensideologie ist es, die deutsche Art zu Forschen vorzustellen.

Im September 2015 traf er einige seiner Professoren und Kommilitonen in Sankt Augustin und Rheinbach wieder. Gade ist sehr dankbar für die ständige Unterstützung, die er als Absolvent immer noch erhält und betont, wie sehr er seine Zeit in Deutschland vermisst.

Text: Marion Ender, ehem. studentische Aushilfe im Bereich Alumnimanagement; inzwischen Absolventin des Masterstudiengangs International Media Studies.

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