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Yu Zhang, Doktortitel in Biologie
Zhang wusste dass er, nach seinem Bachelor in Biotechnologie und dem Master in Biomedizintechnik an der Beihang Universität in Peking, seine Promotion gerne im Ausland machen wollte. Der Entschluss für Deutschland und die H-BRS fiel nach der Teilnahme an der SpaceLife Summer School des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Hier ist die H-BRS assoziierter Partner, namentlich mit Biologie-Professorin Edda Tobiasch: „Ich ergriff die Chance, in Prof. Tobiaschs Labor an der H-BRS zu arbeiten. Anfangs war ich ein wenig besorgt und unsicher, ob ich meinen Doktortitel in Deutschland wohl schaffen würde. Jeder weiss, dass das in Deutschland sehr schwer ist. Die Sorge verflog aber, nachdem ich das Team kennenlernte und viel Unterstützung erhielt. Der Campus ist klein und übersichtlich, hier kann man sich nur wohlfühlen”, lächelt er. „Ich schätze die großartige Unterstützung der H-BRS wirklich sehr – das sind für mich die Laborgruppe und die Kollegen aus den Naturwissenschaften, das Graduierteninstitut und International Office und das Alumnimanagement.“
Alles eine Frage der Gewöhnung?
So, wie er die Laborarbeit an der H-BRS kennenlernte, kannte er es nicht aus China. „Man sagt den Deutschen ja nach, dass sie gerne Regeln aufstellen und alles in die rechte Ordnung bringen. Anfang war mir das ein wenig fremd. Dann habe ich gemerkt, was für Vorteile solch eine Arbeitsweise mit sich bringt: Ich habe schließlich selbst Standardarbeitsverfahren erarbeitet, Laborregeln erstellt und versucht, Ordnung in meine Arbeit zu bringen. Ich habe gelernt, Pläne auszuarbeiten und Dinge systematisch anzugehen. Das hat mir enorm geholfen, meine Experimente vorsichtiger und logistisch vorzubereiten, auch in meinem jetzigen Beruf.“ Zhang weiter: „Der größte Unterschied zwischen der deutschen und chinesischen Arbeitsweise ist: In Deutschland ist alles im Voraus geplant und es gibt klare Vorgaben. In China ist es nicht so organisiert, jedoch ist es einfacher Entscheidungen zu treffen und die Ausführung ist schneller. Ich denke, es wäre sehr gut, diese beiden Arbeitsstile zu kombinieren.”
Schmunzelnd vergleicht Yu Zhang seine Gewöhnung an den wissenschaftlichen Arbeitsstil im Labor mit seinem Verhältnis zum Mineralwasser: „Ich habe Sprudelwasser absolut gehasst, denn in China trinken wir so etwas nicht. Nach fünf Jahren in Deutschland habe ich mich nicht nur daran gewöhnt, ich trinke es immer noch täglich.”
Zhang ist dankbar für alles, was er alles von seiner Doktormutter gelernt hat: „Ich bewundere vor allem ihre Leidenschaft für die Forschung. Prof. Tobiasch ist mit ihrer Hingabe für die Stammzellenforschung ein Vorzeigemodell. Jeden Tag, wenn ich das Labor verließ, sah ich in ihrem Büro immer noch das Licht brennen. Sie hat sogar während ihres Urlaubs unsere Arbeiten korrigiert, Stipendienanträge verfasst und Manukripte redigiert.”
Als Mitarbeiter in Tobiaschs Labor für „Genetic Engineering and Cell Culture“ war Yu Zhang seinerseits auch Mentor für Studierende aus den USA, Kanada und Großbritannien, die mit dem DAAD-Programm „Research Internships in Science and Engineering“ einen Sommer lang mit im Labor arbeiten durften.
Das Forschungsteam – ein starker Begleiter
Kulturelle Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt, Karneval, Rhein in Flammen sowie das Chinesische Frühlingsfest gehören zu seinem Leben in Bonn fest dazu. Zhang spielte in einem chinesischen Basketballteam, das sich wöchentlich traf. Ein Ausflug mit der Laborgruppe zu Beginn seines Deutschlandaufenthalts bleibt ihm unvergessen: „Es war ein Ausflug mit dem ganzen Forschungsteam zu einem Schloss am Rhein an meinem zweiten Tag in Deutschland. Wir fuhren mit dem Auto nur wenige Meter vom Rhein entfernt und die Aussicht war traumhaft. Das gemeinsame Abendessen gab es in einem alten Schloss. Um ehrlich zu sein, war ich anfangs ein bisschen nervös, weil ich noch niemanden kannte. Ich hatte vorher nur einige Emails mit Prof. Tobiasch ausgetauscht. Aber nach diesem Ausflug fühlte ich mich gut aufgehoben und glücklich. Die nächsten fünf Jahre haben wir zusammen gearbeitet, diskutiert und gefeiert. Wir sind gute Freunde geworden und halten noch immer regelmäßig in Kontakt.”
Ein anderes Ereignis, das nicht nur für Zhang von großer Bedeutung war, war die Feier zur Auszeichnung für den besten Doktoranden – einer von vielen Auszeichnungen die Zhang für seine außerordentliche Leistung erhalten hat: „Ich habe diese Auszeichnung der H-BRS als erster Doktorand für die beste Doktorarbeit von Präsident Prof. Hartmut Ihne persönlich erhalten. Das war das allerbeste Geschenk nach fünf Jahren Forschungsarbeit in Deutschland. Ich danke der Hochschule für die Unterstützung von ganzem Herzen. Ich kann mich immer noch genau an die Worte meiner Doktormutter Prof. Tobiasch an dem Tag erinnern: „Yu, wann immer und wo auch immer du bist, wenn du meine Hilfe brauchst, sag mir einfach Bescheid. Wir bleiben in Kontakt.“ – Bei der ersten Internationalen Alumni-Konferenz an der H-BRS kam es im September 2015 dann auch zum persönlichen Widersehen, bei dem sogleich künftige gemeinsame Projekte Themen waren.
Neugierde ist der Schlüssel zum Erfolg
„H-BRS bedeutet Behaglichkeit, Wärme und Freude in meinem Herzen. Jetzt arbeite ich als Manager und Experte in der größten Aktiengesellschaft für Zell- und Gentherapie in China. An einem einzigen Tag muss ich mehr als 30 Anrufe entgegen nehmen, die Arbeit ist mit Stress verbunden. Andererseits gibt es nicht so viel Kontakt unter Arbeitskollegen und es gibt nicht so viel Zeit zum Reden oder für Zwischenmenschliches. Ich vermisse die Zeit an der H-BRS, die mehr organisiert und persönlicher war.”
Jetzigen und zukünftigen Studenten gibt Zhang einige Tipps mit auf den Weg. Die Studienzeit solle man auskosten: „Es ist die beste Zeit, etwas systematisch zu lernen. Die Zeit hat man später im Beruf nicht mehr. Und denk nicht, dass etwas nicht nützlich ist im Moment, sondern bestehe darauf, immer weiter zu lernen. Wenn ich zu Hause für Vorlesungen lernte, die mich nicht so sehr interessierten, habe ich trotzdem weitergelernt. Und heute ist das Gelernte plötzlich relevant und ich bereue, dass ich nicht noch mehr gelernt habe.“ Ein weiterer Ratschlag: „Sei immer neugierig, während des Studiums, aber auch später im Beruf (...) Ich habe gelernt, dass sich Chancen nur für die ergeben, die sich gut vorbereiten, und Erfolg entsteht, wenn man sich große Mühe gibt.” Zhang hat selbst bewiesen, wie Neugier und harte Arbeit nicht nur Türen öffnen, sondern Türen auch offen lassen.
Text: Marion Ender, Studentische Aushilfe im Bereich Alumnimanagement und Studentin des Masterstudiengangs International Media Studies - Eine Kollaboration zwischen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der Universität Bonn und der Deutschen Welle Akademie.