Kommunikation und Marketing

Der Optimist, der kein Eis mag: Luigi Lo Iacono

Montag, 20. Dezember 2021

Manch einer wird erstaunt die Stirn runzeln oder belustigt gucken, wenn Dr. Luigi Lo Iacono sein Mobiltelefon hervorholt: Es ist ein daumendickes Nokia in klassischem Schwarz mit Zifferntasten und Mäusekino-Bildschirm. Ein Informatik-Professor und ein Handgerät aus der Steinzeit der mobilen Telefonie – wie passt das zusammen?
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„Ich versuche, datensparsam zu leben“, erklärt Lo Iacono. „Ich weiß, was auf diesen Geräten alles passieren kann.“ Schlechte Erreichbarkeit oder gar mangelnde Technikaffinität kann man dem promovierten Informatiker auf keinen Fall vorwerfen, dafür ist er mit seinem Fachgebiet viel zu weit an der Spitze der technologischen Entwicklungen. Aber bestimmte Kommunikationskanäle sieht er kritisch und nutzt sie daher kaum oder überhaupt nicht. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass er seit Juni 2021 der Datenschutzbeauftragte der Hochschule ist.

„Informationssicherheit“ nennt sich das Gebiet, für das Lo Iacono im April 2020 an die Hochschule berufen wurde. Zuvor lehrte und forschte er rund zehn Jahre lang an der TH Köln an Technologien zur Gewährleistung der Sicherheit und Privatheit in verteilten Systemen. Die Stichworte, die seine Berufstätigkeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten prägten, lauten Cloud, Internet of Things und Industrie 4.0. Studiert hat er an der Universität Siegen Technische Informatik und wurde dort auch promoviert. Sein Promotionsvorhaben drehte sich ebenfalls um IT-Sicherheit, am Beispiel der Liberalisierung des Energiemarktes. Eine wichtige berufliche Station war Siemens, wo er sich schon vor mehr als 15 Jahren mit etwas beschäftigte, das man heute Smart-Home-Security nennt.

Gründung des Instituts für Cyber Security & Privacy

An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg verbindet sich sein Name unter anderem mit dem Institut für Cyber Security & Privacy, das er zusammen mit Kolleginnen und Kollegen gegründet und das im Sommer 2021 die Arbeit aufgenommen hat. Es bündelt Forschung, Lehre und Transfer am Fachbereich Informatik zu Themen der Sicherheit und Privatheit in der digitalen Welt. Der zugehörige Bachelorstudiengang ist im Wintersemester gestartet. Lo Iacono freut sich sehr über den Erfolg des Instituts und des Studiengangs: „Es hat eine tolle Entwicklung genommen. Wir machen damit in der Region sichtbar, dass wir sowohl forschen als auch ausbilden. Und das Interesse bei Behörden und in der Industrie an einer Zusammenarbeit ist groß.“

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Dass sein Werdegang so geplant gewesen sei, behauptet Lo Iacono nicht. Es hätte auch alles ganz anders kommen können. Und zwar dann, wenn der junge Luigi auf dem Weg geblieben wäre, der ihm vorgezeichnet schien: als Besitzer einer italienischen Eisdiele. Genauer gesagt: der seinerzeit „besten Eisdiele Bonns“. Mittlerweile gebe es sie nicht mehr, sagt Lo Iacono, „deswegen darf ich das heute so sagen“. Seine Eltern, als Gastarbeiter der ersten Generation aus Italien gekommen, hatten die Eisdiele aufgebaut. Anfangs war die gefrorene Süßspeise nur ein zusätzliches Angebot in ihrem Lebensmittelladen, später war sie, weil lukrativer, das einzige Produkt.

Aufgewachsen mit Eis im Überfluss

Und so ist Lo Iacono mit Gelato aufgewachsen und hat viel Zeit als Verkäufer im Geschäft seiner Eltern verbracht. Dabei ist so manche Kugel in seinem Bauch gelandet. Die Folge: Heute mag er Eis nicht besonders. Die Eismacher-Tradition hat er also nicht fortgesetzt. „Dafür“, sagt er nicht ohne Stolz, „kann ich ganz hervorragend Kaffee machen.“ Die Zeit hinter dem Verkaufstresen hat ihm, neben zahllosen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, eine wichtige Erfahrung beschert: „Wenn man etwas gründet, muss man manchmal, wenn die ursprüngliche Idee nicht funktioniert, den Mut haben umzusatteln.“

Im Studium verliebte sich der Freizeit-Eisverkäufer dann statt in Cioccolato und Pistacchio in Kryptografie und Cyber Security. Aktuell ist es die Anwendbarkeit der Sicherheitstechnologien durch die jeweilige Nutzergruppe, die ihn als Forschungsgegenstand besonders interessiert. Denn es ist dem Informatik-Professor ein wichtiges Anliegen, dass die unterschiedlichen Nutzertypen die Sicherheitstechnik gut bedienen können, damit ihre Daten geschützt sind. Das gelte für medizinisches Personal, wie es im Projekt MedISA untersucht wird, genauso wie für ältere Leute, die mit ihrem Tablet im Internet unterwegs sind. „Das ist ein Thema nicht nur für Fachleute“, ist Lo Iacono überzeugt, „es geht jeden an, weil kein Bereich des alltäglichen Lebens davon ausgenommen ist.“ Trotz aller Schwachstellen, Attacken und Betrugsversuche, die ihm täglich in der digitalen Welt über den Weg laufen, ist Luigi Lo Iacono sicher, dass bei der IT-Sicherheit und dem Schutz der Privatheit noch sehr viel mehr erreicht werden kann: „Wir kriegen das in den Griff. In dieser Beziehung bin ich ein grenzenloser Optimist.“

Text: Martin Schulz

 

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