Institut für Visual Computing (IVC)

Aus der Sicht eines Schmetterlings: Wenn Game Technologies zur Auseinandersetzung mit Biodiversität wird


Ziel des Projekts war es, durch ein interaktives Spielerlebnis ein Bewusstsein für die Bedeutung und Verletzlichkeit von Insekten in ihrem natürlichen Lebensraum zu schaffen. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle eines Aurorafalters und erkunden eine Wiese aus der Perspektive des Schmetterlings. Sie können sich frei durch die virtuelle Umgebung bewegen und an verschiedenen Stationen Aspekte des Lebenszyklus dieses Insekts beobachten – von der Eiablage bis zur Nahrungsaufnahme. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Knoblauchsrauke, die dem Aurorafalter sowohl als Futterpflanze als auch als Eiablageort dient.

Das Projekt wurde in zwei Versionen umgesetzt: als klassische Desktop-Anwendung mit Gamecontroller sowie als immersive VR-Anwendung. Beide Varianten bieten einen Einblick in das Leben des Schmetterlings, unterscheiden sich jedoch in der Wahrnehmungsqualität. Die VR-Version ermöglicht es den Spielenden, die Umwelt körperlich erfahrbar zu erleben – das Gefühl des Fliegens, die Größe der Wiese aus Insektensicht und die unmittelbare Nähe zu Pflanzen und Bedrohungen wie einem Rasenmäher.

Im Rahmen des Museumsmeilenfests wurde untersucht, wie sich diese beiden Zugänge auf das subjektive Naturerleben auswirken. Die Besuchenden nahmen nach der Anwendung an einer kurzen Studie teil, bei der sie ihre Eindrücke schilderten. Die zentralen Forschungsfragen lauteten: Kann man sich in die Perspektive eines Schmetterlings hineinversetzen? und Wie wirkt Natur in der virtuellen Realität? Erste Auswertungen zeigten, dass die VR-Version tendenziell ein intensiveres Gefühl der Verbundenheit mit der Natur hervorrief als die Desktop-Variante.

Das Projekt steht exemplarisch für den forschungsorientierten Ansatz des Studiengangs Visual Computing & Games Technology, der theoretisches Wissen mit praktischer Entwicklung interaktiver Systeme verbindet. Im Fokus stehen aktuelle Technologien wie Virtual und Augmented Reality, künstliche Intelligenz, wissenschaftliche Visualisierung, Game Engine Optimierung und interaktive Gestaltung. Ein zentrales Element des Studiengangs ist die kontinuierliche Projektarbeit über drei Semester hinweg, die durch Workshops, Vorträge von Industriepartnern und ein Mobilitätsfenster im dritten Semester ergänzt wird.
Hinweis:
Wir danken allen Besuchern, die beim Museumsmeilenfest unsere interaktive Anwendung ausprobiert und ihre Eindrücke mit uns geteilt haben!

Visual Computing in der Biodiversitätsforschung

Die Zusammenarbeit zwischen dem IVC und dem Museum Koenig erstreckt sich auch auf gemeinsame wissenschaftliche Projekte außerhalb der Lehre. Seit 2023 ist das IVC am Forschungsprojekt Partizipative Insektenforschung durch kreative Bürgerbeteiligung in Museen (PInBiM) beteiligt, das vom Zukunftsfonds NRW gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, Bürgerinnen und Bürger – insbesondere Kinder, Jugendliche und Familien – aktiv an der Erfassung und Erforschung von Insekten zu beteiligen. PInBiM verfolgt einen innovativen Ansatz der Wissenschaftskommunikation, der klassische Methoden der Biodiversitätsforschung mit kreativen und interaktiven Vermittlungsformaten verbindet. Zum Einsatz kommen unter anderem 3D-Scanning, digitale Visualisierungen und niedrigschwellige Interaktionsangebote im musealen Raum. Das IVC bringt dabei seine Expertise in der Entwicklung digitaler Anwendungen und visueller Darstellungskonzepte ein und unterstützt so die Gestaltung zielgruppenspezifischer Formate zur partizipativen Vermittlung biologischer Vielfalt.
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