Department of Social Policy and Social Security Studies
Vortragsreihe „Sustainability in Trade!?“ gestartet: Einblick in Transparenz, Menschenrechte und Umweltschutz in globalen Lieferketten
Als Referentin war Svenja Hoffritz zu Gast – Mode- und Grafikdesignerin, Gründerin des Labels A NEW PATH und seit 2021 Multiplikatorin sowie Referentin für die NGO FEMNET e.V.. FEMNET engagiert sich für die Rechte von Frauen in der globalen Bekleidungsindustrie und fordert verbindliche politische Regeln sowie mehr Verantwortung von Unternehmen.
Einblicke in komplexe Lieferketten – und ihre Schattenseiten
Svenja Hoffritz zeigte eindrücklich, wie intransparent textile Lieferketten nach wie vor sind. Noch heute wissen viele Marken nicht genau, in welchen Fabriken für sie produziert wird – ein Missstand, der schon bei der Katastrophe von Rana Plaza in Bangladesch 2013 dramatische Folgen hatte. Trotz einiger Verbesserungen, insbesondere bei baulicher Sicherheit in Fabriken, bestehen weiterhin gravierende Probleme: fehlende existenzsichernde Löhne, unbezahlte Überstunden, Zwangsarbeit, geschlechtsspezifische Gewalt und Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit.
Die Referentin erläuterte außerdem, dass die Modeindustrie weiterhin dazu tendiert, in Länder mit niedrigen Standards auszuweichen, während sich gleichzeitig globale Produktionsstrukturen – etwa in der Baumwollverarbeitung – rasant verändern.
Transparenz als Schlüssel
Um Licht in die Lieferketten zu bringen, gibt es inzwischen mehrere Initiativen. Dazu gehört das Transparency Pledge und der jährlich erscheinende Fashion Transparency Index, die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Zulieferbetriebe auffordern. Digitale Werkzeuge wie der Fashion Checker machen zudem sichtbar, wie komplex globale Lieferketten sind – so listet etwa die Adidas AG mehr als 1.500 Lieferanten.
Klassische Sozialaudits wurden kritisch betrachtet: Da diese oft angekündigt stattfinden, bleiben Missstände leicht unsichtbar. Als wirksame Alternative stellte Svenja Hoffritz den Ansatz der Worker-Driven Social Responsibility (WSR) vor – etwa das Dindigul Agreement, das Unternehmen und internationale Marken gemeinsam zur aktiven Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt verpflichtet.
Lieferkettengesetz: Wirkung und Grenzen
Im Austausch mit dem Anwesenden ging Frau Hoffritz auch auf Fragen zum deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ein. Während das Gesetz erste wichtige Schritte hin zu verbindlicher Verantwortung markiere, seien derzeit wesentliche Berichtspflichten ausgesetzt; Sanktionen würden nur bei schweren Verstößen greifen. Kritik aus der Wirtschaft, das Gesetz sei zu bürokratisch, müsse im Kontext seiner begrenzten Anwendung gesehen werden – weitreichende Kontrollrechte und Durchsetzungsmöglichkeiten bestehen bislang nur eingeschränkt.
Was können wir tun?
Abschließend gab Svenja Hoffritz praxisnahe Hinweise für den Alltag: Zertifizierungen wie Fairtrade, GOTS oder Fair Wear bieten Orientierung, auch wenn kein Siegel absolute Perfektion garantiere. Darüber hinaus helfe bewusster Konsum, Reparatur, Second-Hand-Käufe oder die Unterstützung transparenter Marken, positiven Einfluss zu nehmen.
Nach dem Vortrag nutzten viele Teilnehmende die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Die nächsten Termine der Vortragsreihe „Sustainability in Trade!?“ folgen in den kommenden Wochen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
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