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Medizintourismus

Begründer des Forschungsbereichs "Medizintourismus" an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

In Gedenken zur Person

Begründer Jens Juszczak Ⴕ Nachruf auf Jens Juszczak von Eva Tritschler

Nein, damit war nicht zu rechnen: Die Nachricht vom Tod des Kollegen und Freundes Jens Juszczak traf alle völlig unerwartet. Denn er war in vielerlei Hinsicht ein Unvollendeter, was bei einem Alter von gerade einmal 50 Jahren auch nicht weiter verwundern kann. Er starb am 29. Dezember 2020 und dürfte wohl selbst kaum realisiert haben, was da so schnell geschah. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Jens Juszczak gehörte seit 1999 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an. In Dresden zu Schule gegangen, abgeschlossenes Abitur 1989 in den turbulenten Jahren der Wendezeit, und anschließend hatte er an der TU Dresden ein BWL-Studium begonnen. Jens Juszczak wählte die Fachrichtung Marketing und saugte das Wissen förmlich in sich auf. Die Studienzeit mit den wendebedingten Umbrüchen bei Inhalten und Dozenten war aufregend und gleichzeitig mit vielen Unsicherheiten verbunden. Es gab wenig Informationen, dafür aber viele Chancen. Das war wie ein Spiegelbild seines eigenen bisherigen Lebens: Jens wurde mit fünf Jahren Halbwaise, als auch die Mutter starb, war er 23. Keiner hat ihm etwas geschenkt, Fürsprecher gab es keine. Seine Stärke war, dass ihm alles sehr leichtgefallen ist, wofür er gearbeitet hat. Forschung zu Medizintourismus war seine Leidenschaft Ob der Fachbereich bei der Einstellung Juszczaks dessen Potential erkannte, lässt sich nicht mehr sagen. Fest steht, dass er sich international einen wissenschaftlichen Ruf erarbeitet hat, der wohl seinesgleichen sucht. Möglicherweise lassen sich die zahlreichen Praxisprojekte im Stadtmarketing, im regionalen Tourismus oder für den Flughafen Köln/Bonn noch als Suche in der Welt der Wissenschaft interpretieren. Wahrscheinlich fand er dann über eine Lehrveranstaltung zum Krankenhausmanagement das Thema, das er fortan mit Akribie und Sachverstand leidenschaftlich verfolgte: Medizintourismus. Auch hier saugte er auf, was es bereits gab – zu wenig, wie er befand. Er schuf Netzwerke, erlangte Vertrauen, organisierte Konferenzen, führte Studien durch, veröffentlichte Beiträge in renommierten wissenschaftlichen Publikationen, wurde international ein gut beschäftigter Berater, galt – nein, er war deutschlandweit der wichtigste Experte für Medizintourismus und gesuchter Ansprechpartner für die Medien. Bei Stellungnahmen nahm er kein Blatt vor den Mund. Einmal jährlich bewertete und veröffentlichte er die Zahlen für den Medizintourismus in Deutschland, für die Regionen jeweils ein wichtiges Indiz für die wirtschaftliche Entwicklung der Branche.

Dabei blieb er der, der er war: freundlich, hilfsbereit und stets ansprechbar. Von seinen Studierenden verlangte er viel, war durchaus streng. Aber er setzte sich für sie in seinem Netzwerk ein, war gerne Türöffner, wenn es um ihr berufliches Weiterkommen ging. Mit nicht wenigen seiner ehemaligen Studierenden blieb er privat befreundet. Was vielleicht weniger bekannt ist, ist seine Art, vom beruflichen Alltag abzuschalten: Ein Online-Strategiespiel bot ihm unter einem Alias-Namen eine Beschäftigung, die einerseits seinen Verstand forderte, andererseits aber völlig unverbindlich und folgenlos war. Nun ja, fast. Doch das ist eine andere Geschichte, die in einen neuen Lebensmittelpunkt mündete mit vielen Plänen für die Zukunft. Unvollendet bleibt Jens Juszczak also im Privaten wie im Wissenschaftlichen. Hier verfolgte er die Idee, eine Nationale Forschungsstelle Medizintourismus an der Hochschule zu etablieren. Daraus hätte sich eine breitere personelle Basis für das Forschungsgebiet entwickeln lassen. Das war dem Tüchtigen leider nicht mehr vergönnt, er musste gehen, bevor er sein immenses Wissen institutionalisieren konnte.

Der Tod Jens Juszczaks ist ein großer Verlust für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, für seine Freunde und Kollegen und für die Menschen, die ihn liebten.

(Quelle: Doppelpunkt:online, Eva Tritschler, Januar 2021)

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