Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation

Sabine Mitter: Forschung und Innovation für eine globale Energiewende

Sabine Mitter Ringvorlesung Technik- und Umweltethik 2023

Freitag, 19. Mai 2023

Am Donnerstag, 11. Mai 2023, sprach Sabine Mitter vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie in Wien im Rahmen der Ringvorlesung Technik- und Umweltethik über die Bedeutung internationaler Forschung und Innovation für eine globale Energiewende.
Studentin in der Ringvorlesung Technik- und Umweltethik 2023
Eine Studentin merkt an, dass internationale Forschung auf Augenhöhe stattfinden sollte. Foto: Juliane Orth

Klimaveränderungen haben globale Auswirkungen und somit sind internationale Forschung und Innovation von besonderer Bedeutung für den Klimaschutz. Ihren Vortrag begann Sabine Mitter mit einigen Fakten zur Klimakrise und deren gesellschaftlichen Auswirkungen. So sprach sie über die Folgen der Erderwärmung und die Ungleichverteilung von Treibhausgas-Emissionen. Laut der Entwicklungsorganisation Oxfam emittieren die reichsten ein Prozent der Erdbevölkerung mehr Treibhausgase als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung (rund vier Milliarden Menschen). 

Danach stellte sie Maßnahmen wie die UN Sustainable Development Goals und das Fit for 55 Klimapaket der EU vor. Hier sollen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 beispielsweise durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und Energiebesteuerung um mindestens 55 Prozent verringert werden. "Es braucht viele Anstrengungen und einen gesellschaftlichen Wandel", resümierte Mitter. Dieser Wandel gelinge nur durch eine Einbindung der Menschen, zum Beispiel durch eingehende und anschauliche Erläuterung der Maßnahmen. 

Laut Mitter müsse zudem die Ausweitung von erneuerbaren Energien schneller passieren, um die Abhängigkeit von fossilen Energielieferanten zu reduzieren. Dazu sei es notwendig, strategische Partnerschaften einzugehen und geschlossen als europäische Union aufzutreten. Um die Rolle von Forschung und Innovationen zu verdeutlichen, zählte sie einige Beispiele auf. So bezeichnete sie die Forschung zu biegsamen Dünnschicht-Photovoltaikmodulen als besonders vielversprechend, da sie eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Modulen seien und zudem flexible Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise auf Fassaden, bieten.

"Man braucht Forschung und Entwicklung, um die Maßnahmen in Gesetze umzuwandeln", erklärte Mitter und verwies dabei auf die sogenannten Energiegemeinschaften in Österreich. Die gemeinsame Produktion und Verwertung von Energie in einem Zusammenschluss von mindestens zwei Teilnehmenden wurde hier per Gesetz beschlossen (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket). Bürger und Bürgerinnen erhalten die Möglichkeit, proaktiv an der Energiewende teilzunehmen, während die Gemeinschaften auch eine Sicherheit für Blackouts bieten.

Ein weiterer Punkt, der Sabine Mitter am Herzen liegt, ist das Thema Nachwuchsförderung und Chancengleichheit. Sie selbst engagiert sich international in den Bereichen Awareness und Vorbildfrauen, aber auch national spielen Gender und Diversity für sie eine große Rolle: "Natürlich haben wir ein Ausbildungsproblem, aber ich glaube, man kann es durch bewusstseinsbildende Programme und Ausschreibungen steuern." 

Der Zugang zu Energie ist eine Gerechtigkeitsfrage, vor allem, wenn man einen Blick über die eigenen Landesgrenzen hinauswagt. Viele Länder haben keinen Zugang zu modernen Technologien. Eine Studentin gab zu bedenken, dass internationale Forschung, beispielsweise Kooperationen mit Afrika, auf Augenhöhe stattfinden sollten. Der Globale Norden dürfe nicht vom Globalen Süden profitieren. Eine mögliche Lösung: Fairness sollte bei Ausschreibungen und Förderungen von Forschungsprojekten berücksichtigt werden.

 

Sabine Mitter Ringvorlesung Technik- und Umweltethik 2023 Nachweis Petra Blauensteiner
Sabine Mitter setzt sich für Chancengleichheit ein und will in Zukunft mehr Schülerinnen und Studentinnen in Projekte einbinden. Foto: Petra Blauensteiner

Im Anschluss an den Vortrag gab es eine Diskussion mit dem Publikum. Auf die Frage, wie es um Forschungskooperationen zwischen Deutschland und Österreich stehe, antwortete Mitter, dass der Austausch zwischen Deutschland und Österreich, zumindest offiziell, bislang eher in geringem Maße stattfinde. 

Sabine Mitter verantwortet das nationale Programm Forschungskooperation Internationale Energieagentur, in dem die österreichischen Beiträge zu den IEA Technologieprogrammen unterstützt werden. Sie vertritt Österreich im IEA Committee for Energy Research and Technology, ist Vorsitzende der End-Use Working Party und Co-Vorsitzende der Equality Initiative. Ebenfalls zuständig ist Sabine Mitter für die globale Initiative Mission Innovation, wo sie insbesondere das Thema Dekarbonisierung der Industrie vorantreibt. Des Weiteren betreut sie die Energieforschungsaktivitäten des österreichischen Klima-und Energiefonds. Ihre thematische Expertise liegt im Bereich Wärmepumpen, Solarthermie, Energiespeicherung, industrielle Dekarbonisierung sowie im Querschnittsthema Qualifizierung, Gender und Chancengleichheit.

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