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"Von exzellenter Lehre profitiert die gesamte Hochschule" - Andrea Schröder im Interview

Andrea Schroeder Profilfoto 06122023

Freitag, 8. Dezember 2023

Seit 2021 werden neuberufene Professorinnen und Professoren an der H-BRS durch ein spezielles Start-Programm unterstützt. Andrea Schröder ist Direktorin des Zentrums für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL) an der H-BRS und verantwortlich für das Angebot. Im Interview spricht sie über die Bedeutung guter Hochschullehre und wagt eine Bestandsaufnahme der Neuberufenen-Unterstützung.

H-BRS: Frau Schröder, welche Angebote macht die Hochschule ihren neuberufenen Professorinnen und Professoren?

Andrea Schröder: Wir bieten für alle Lehrenden unserer Hochschule ein vielfältiges Fortbildungsprogramm rund um die Lehre an, von Workshops zu generativer künstlicher Intelligenz bis hin zu Stimmtrainings, an denen die Neuberufenen selbstverständlich auch teilnehmen können. Speziell für unsere Neuberufenen gibt es verschiedene Angebote hier vor Ort, wie zum Beispiel monatliche Lunch-Talks in der Mensa, oder bedarfsorientierte Workshops zu Themen, die unsere neuen Professorinnen und Professoren selbst anfragen, wie zum Beispiel Zeitmanagement. Wir berücksichtigen gerne individuelle Wünsche. Darüber hinaus gibt es seit 2021 ein Programm, das wir gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein und der Fachhochschule Aachen anbieten.

H-BRS: Wie sieht die Unterstützung konkret aus?

Schröder: Wir unterstützen unsere Neuberufenen im gesamten ersten Lehrjahr. Uns ist wichtig, dass sie in dieser Phase jederzeit Ansprechpersonen haben und die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Zu Beginn gibt es einen Basiskurs mit dem Titel „Ankommen in der Lehre“, der an mehreren Präsenztagen, aber auch in kleineren Onlineeinheiten stattfindet. Darin vermitteln wir alles, was man als Einsteigerin oder Einsteiger zum Thema Lehre und Prüfungen wissen muss. Das reicht von der Entwicklung der ersten eigenen Lehrveranstaltung bis hin zur Vorstellung moderner Lehrkonzepte wie dem Flipped Classroom. Der Kurs ist auf Basis der aktuellen Lehr- und Lernforschung konzipiert worden und wird fortlaufend durch uns weiterentwickelt. Eine Besonderheit in unserem Neuberufenen-Programm ist das Lehrecoaching.

Andrea Schroeder im Interview Wissenswert 06122023
Andrea Schröder beim Interview. Foto: Yorck Weber

H-BRS: Was kann ich mir darunter vorstellen?

Schröder: Unsere Lehrenden haben die Möglichkeit, im ersten Jahr bis zu zehn Stunden mit einem Lehrecoach an eigenen Themen zu arbeiten. Das heißt, sie absolvieren zuerst drei Tage des Basisworkshops und überlegen sich dann, in welchen Bereichen sie Unterstützung benötigen und woran sie arbeiten wollen. Dann führen wir Matching-Gespräche mit ihnen durch. Die Coaches sind erfahrene Hochschuldidaktikerinnen und -didaktiker. Sie bringen eine große Expertise in ihrem jeweiligen Feld mit.

H-BRS: Und welche Themen werden da besprochen?

Schröder: So genau weiß ich das gar nicht und das ist auch so vorgesehen. Die ganze Arbeit mit dem Lehrecoach ist vertraulich. Die Neuberufenen sollen die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, über welche Lehrthemen sie mit den Coaches sprechen wollen. Dazu kommt, dass die Coaches auch in die Lehrveranstaltung kommen und so wertvollen Input liefern können.

H-BRS: Warum ist es denn überhaupt wichtig, Neuberufene beim Einstieg zu unterstützen?

Schröder: Unsere Neuberufenen kommen aus der Privatwirtschaft, denn genau diese Praxiserfahrung ist Voraussetzung für eine Professur bei uns. In der Praxis lehrt man aber in der Regel nicht, weshalb viele von ihnen nur über eine begrenzte Lehrerfahrung verfügen. Hier wollen wir sie bestmöglich begleiten.

H-BRS: Welchen Vorteil bietet dabei die Kooperation mit den anderen Hochschulen?

Schröder: Das hat mehrere Vorteile. Zum einen für die Neuberufenen, die sich hochschulübergreifend vernetzen können. Nur ein Beispiel: Werden Forschende für einen Drittmittelantrag gesucht, kennt man vielleicht schon die passende Ansprechpartnerin oder den passenden Ansprechpartner. Auch der kollegiale Austausch untereinander ist wichtig: So können die Neuberufenen wechselseitig von ihren Erfahrungen profitieren. Ein anderer Vorteil der Kooperation liegt in der Organisation: Natürlich ist die Entwicklung eines solchen Programms, das stetig weiterentwickelt werden muss, sehr aufwändig. Deshalb ist es ein großer Vorteil für uns, dass wir hier mit den Expertinnen der Hochschule Niederrhein und der Fachhochschule Aachen zusammenarbeiten und uns gegenseitig ergänzen können.

H-BRS: Das Programm läuft jetzt seit dem Jahr 2021. Wie wird es angenommen?

Schröder: Bisher haben nahezu alle Neuberufenen das Angebot wahrgenommen. In ihrem Feedback, das wir regelmäßig einholen, zeigt sich, dass sie sehr zufrieden mit dem Angebot sind und sich sehr gut unterstützt fühlen. Die fachbereichs- und hochschulübergreifende Vernetzung wird ebenfalls positiv wahrgenommen. Und natürlich profitiert die gesamte Hochschule davon, wenn unsere Professorinnen und Professoren exzellente Lehre machen. Dass unsere Studierenden das entsprechend honorieren, hat sich eindrucksvoll im November gezeigt, als Tanja Köhler durch das Votum ihrer Studierenden beim Wettbewerb „Professor des Jahres“ für ihre Lehre ausgezeichnet wurde. Vor drei Jahren war sie die erste Teilnehmerin in unserem Programm.

 

Das Gespräch führte Pascal Schröder

Flipped Classroom

Das Konzept des Flipped Classroom beschriebt eine Form der Lehre, bei der die Lehrenden ihren Studierenden bereits vorab Inhalte zur Verfügung stellen, damit die gemeinsame Zeit im Hörsaal für Praxis und Anwendung genutzt werden kann.

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Andrea Schröder

Direktorin des Zentrums für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL), Präsidialbeauftragte für Hochschuldidaktik

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