Kommunikation und Marketing

Das Jahr 2023 der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Bitbots sind Weltmeister beim Robocup 2023

Montag, 18. Dezember 2023

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) hat im Jahr 2023 ihr Studienangebot erweitert und ein neues Institut gegründet. In der Forschung haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule wichtige Fortschritte auf gesellschaftlich relevanten Gebieten erzielt. Die Leistungen der Beschäftigten und Studierenden blieben nicht unbemerkt: Die Liste der Preise und Auszeichnungen ist lang.
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Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme bilden einen Forschungsschwerpunkt der H-BRS. Foto: Eric Lichtenscheidt

Das Fachgebiet Chemie verlangt veränderte Herangehensweisen. Dort sind es Fragen der Nachhaltigkeit, die immer mehr in den Vordergrund treten. Der Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften der H-BRS hat daher den Studiengang neu konzipiert und viele neue Module geschaffen, die sich mit der Nachhaltigkeit beschäftigen. Die neue Studiengangsbezeichnung „Nachhaltige Chemie und Materialien“ bringt die veränderte Ausrichtung zum Ausdruck. Der Fachbereich Informatik hat ebenfalls einen neues Weiterqualifizierungsangebot etabliert: Der Masterstudiengang Cyber Security & Privacy trägt der großen Nachfrage nach Fachkräften auf dem Gebiet der digitalen Sicherheit Rechnung. Hoch aktuell und gesellschaftlich relevant ist auch das Thema Künstliche Intelligenz. Die Hochschule hat sich daher entschieden, diesem Zukunftsthema ein eigenes Institut zu widmen. Das neue A2S-Institut ist am Fachbereich Informatik angesiedelt und arbeitet anwendungsorientiert. Es entwickelt Lösungen unter anderem für die Logistik, das Gesundheitswesen und die agile Fertigung.

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Die umgestaltete Bibliothek am Standort Sankt Augustin bietet eine hohe Aufenthaltsqualität. Foto: Martin Schulz

Gute Nachrichten trafen im März aus dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft ein: Das Land NRW hat das Raumprogramm für den Standort Sankt Augustin genehmigt. Damit kann die Hochschule den geplanten Neubau mit etwa 6000 Quadratmeter Nutzfläche in Angriff nehmen. Die zusätzlichen Räume werden gebraucht, denn die Hochschule ist gefragt und weit über die einst prognostizierte Studierendenzahl hinausgewachsen.

Fertiggestellt wurde die Umgestaltung der Bibliothek am Standort Sankt Augustin. Neue Möbel und eine veränderte Raumaufteilung unterstützen das kommunikative Lernen in Gruppen ebenso wie konzentriertes Arbeiten im Stillen. Die Umgestaltung folgte einem besonderen Konzept, das auf  Wohlfühlatmosphäre setzt. Bei der feierlichen Eröffnung im April wurde auch das neue Videostudio eingeweiht. Auf Knopfdruck können Lehrende und Studierende dort schnell und unkompliziert eigene Videos aufnehmen.

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An der H-BRS wird die künftige Wasserstoff-Infrastruktur erforscht. Foto: Eric Lichtenscheidt

Forschung mit Blick auf die Anwendung

Ihrem Anspruch, eine forschungsstarke Hochschule zu sein, ist die H-BRS auch im Jahr 2023 gerecht geworden. Ein Forschungsprojekt, an dem die H-BRS beteiligt war, hat es in das Programmheft der UN-Klimakonferenz in Dubai geschafft: Die Professorinnen Katja Bender und Stefanie Meilinger haben dort das Projekt EnerSHelF virtuell vorgestellt. Sie zeigten auf, wie Gesundheitseinrichtungen in Entwicklungsländern mit Hilfe von Photovoltaik ihre Energieversorgung sichern können.

Auf dem Gebiet der Krankheitsforschung konnte die Hochschule kurz vor Jahresende eine sehr besondere Auszeichnung vermelden: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den Aufbau eines interdisziplinären Zentrums für biomedizinische Forschung. Das Vorhaben der Hochschule ist eins von bundesweit zehn Projekten, die die DFG für ein neuartiges Förderprogramm ausgewählt hat.

Eine positive Entwicklung gibt es auch im Projekt „Cyber Campus NRW“: Die Pilotphase ist erfolgreich abgeschlossen, Lehre und Forschung zum Thema Cyber-Sicherheit werden fortgesetzt. Der Cyber Campus NRW ist ein Zusammenschluss der Hochschule Niederrhein und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Auch auf den anderen Gebieten, die die Hochschule zu ihren Schwerpunkten gemacht hat, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bedeutende Fortschritte erzielt. So beschreibt und simuliert zum Beispiel eine Forschungsgruppe detailliert die künftigen Wasserstoffnetze und ihre Kopplung mit den Stromnetzen. Klimafreundlich hergestellter Wasserstoff soll eine entscheidende Rolle bei der Energiewende spielen.

Ein anderes Beispiel ist das neuartige Werkzeug, mit dem Städte und Kommunen in Echtzeit nachvollziehen können, wo Leihfahrräder und Mietroller abgestellt sind. Die Forschungsgruppe der H-BRS hat sich das Ziel gesetzt, Mobilitätsangebote bedarfsgerechter und nachhaltiger zu organisieren.

Irreführende Falschmeldungen – heute gerne als Fake News bezeichnet – sind in der digitalen Welt allgegenwärtig und damit von großer gesellschaftlicher Relevanz. In einem Verbund mit anderen Hochschulen arbeitet die H-BRS an neuartigen Verfahren, um Fake News automatisiert zu erkennen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei künstliche Intelligenz – ein weiteres Megathema unserer Zeit, mit dem sich H-BRS intensiv auseinandersetzt.

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Große Abschlussfeier für die Absolventinnen und Absolventen im Telekom Dome. Foto: Nathan Dreessen

Herzliches Willkommen für die Erstsemester

Der Höhepunkt im Veranstaltungskalender der H-BRS war die offizielle Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen im Oktober. Bei einer Feier mit buntem Programm feierten rund 600 nunmehr ehemalige Studierende zusammen mit ihren Angehörigen im Telekom Dome ihren Abschluss. „Seien Sie wahrhaftig! Stehen Sie für etwas!“, gab Hochschulpräsident Hartmut Ihne den jungen Menschen mit auf den Weg. Was die einen hinter sich gebracht haben, liegt für die anderen in der Zukunft: Im September hat die H-BRS ihre neu eingeschriebenen Studierenden offiziell willkommen geheißen. Sie hat dafür eine neue Veranstaltung ins Leben gerufen, den „Markt der Möglichkeiten“. Die „Erstis“ konnten sich anhand von Infoständen, Vorträgen, Präsentationen und Diskussionsrunden einen umfassenden Eindruck von ihrer neuen Bildungsstätte verschaffen. Rund 2200 Studierende haben sich im Wintersemester 2023/24 erstmals an der H-BRS eingeschrieben. Davon begannen zirka 1920 ein Bachelor-Studium. Aktuell studieren rund 9000 junge Menschen aus mehr als 125 Nationen an den drei Standorten der H-BRS, etwa 40 Prozent davon sind weiblich. Damit bleibt die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil.

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Zu der zweitägigen Karrieremesse kamen so viele Besucherinnen und Besucher wie nie zuvor. Foto: Martin Schulz

Einen Besucherrekord verzeichnete die Hochschule beim Unternehmenstag 2023: Bei der zweitägigen Karrieremesse informierten sich 4400 Besucherinnen und Besucher – so viele wie nie zuvor. Auf dem Campus Sankt Augustin präsentierten sich insgesamt 156 Unternehmen. Der Unternehmenstag ist eine der größten Karrieremessen in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Ein „volles Haus“ bot die Hochschule auch bei der „Nacht der Technik“ am 20. Oktober. Zahlreiche Menschen aus der Region nutzten die Gelegenheit, sich Labore und Institute anzuschauen und sich aktuelle Forschungsprojekte erklären zu lassen. Die Besucherinnen und Besucher konnten den hochschuleigenen Rennwagen ebenso in Aktion erleben wie die Haushaltsroboter und die Industrie-Modellfabrik.

Wie immer ausgebucht war die Veranstaltungsreihe, die 2023 in der neunten Auflage stattfand: Für die Kinderuni lud die H-BRS Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren in die Hörsäle und Labore. Unterschiedliche Themen wie „Starke Filme machen“ oder „Das Geheimnis des Kaffeeröstens“ animierten zum Mitmachen, Forschen und Zuhören.

Um Grundfragen der Demokratie ging es bei einer Veranstaltung, die die H-BRS im Oktober im Gustav-Stresemann-Institut ausgerichtet hat. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber diskutierte dort mit Studierenden und dem Publikum.

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100 Studierende der H-BRS haben das Deutschlandstipendium erhalten. Foto: Nathan Dreessen

Preise und Auszeichnungen für Teams und Einzelne

Es ist eine finanzielle Unterstützung, aber auch eine Auszeichnung: 100 Studierende der H-BRS haben in einer Feierstunde im Dezember das Deutschlandstipendium entgegengenommen. Ein Jahr lang erhalten sie nun jeweils monatlich 300 Euro. Zahlreiche Unternehmen aus der Region ermöglichen als Förderer die Stipendien. Entscheidend für die Vergabe sind neben einem sehr guten Notendurchschnitt die Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen oder das erfolgreiche Meistern von Hindernissen im eigenen Lebens- und Bildungsweg.

Viele Hochschulangehörige haben 2023 Preise und Auszeichnungen erhalten, auf den unterschiedlichsten Gebieten, als Teams und als Einzelpersonen. Der Informatiker Jan Tolsdorf zum Beispiel hat den Förderpreis der Hochschulgesellschaft für die beste Promotion zugesprochen bekommen. Delia Radisch, ehemalige Auszubildende der H-BRS, wurde von der IHK als eine der besten Auszubildenden geehrt, während Professorin Tanja Köhler im bundesweiten Wettbewerb „Professor des Jahres 2023“ den dritten Platz in der Kategorie Geistes-, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften belegte. Den ersten VDI-Förderpreis erhielt der wissenschaftliche Mitarbeiter Jannik Brockerhoff für seine Bachelorarbeit zu einem Thema der Mensch-Computer-Interaktion. Einen Preis für seine Doktorarbeit hat er (noch) nicht bekommen, dennoch hat er sich in der Chronik der H-BRS verewigt: Jascha Knack war im September der erste Doktorand, der sich nach dem neuen Promotionsrecht eingeschrieben hat. Viele Jahre hatte die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf das eigenständige Promotionsrecht hingearbeitet. Diese neue Möglichkeit ist aus Sicht der Hochschule für die angewandte Forschung von überragender Bedeutung.

Bitbots sind Weltmeister beim Robocup 2023
Das b-it-bots-Team der H-BRS holte beim Robocup 2023 im französischen Bordeaux den Weltmeistertitel. Foto: Santosh Thoduka

Überragend war auch die Teamleistung, der das Robotikteam der H-BRS den Weltmeistertitel beim Robocup verdankt. Bei der Roboter-WM in Bordeaux holten die Studierenden in der Liga der Arbeitsroboter den Titel – und dies nicht zum ersten Mal. Plätze auf dem Treppchen erkämpfte sich auch das Motorsport-Team. Bei dem renommierten Formula-Student-Wettbewerb in Tschechien erreichten die Studierenden mit ihre neu konstruierten Elektro-Rennwagen Platz eins in der Königsdisziplin „Engineering Design“ und Platz zwei in der prestigeträchtigen Kategorie „Cost and Manufacturing“. Hoch hinaus in den Weltraum wagten sich Computer-Hacker der Hochschule. Im Verbund mit anderen Hackern erzielten sie beim Finale des Hack-a-Sat-Wettbewerbs im August in Las Vegas den fünften Platz. Die Herausforderung dabei war einzigartig: Es ging darum, die Kontrolle über einen um die Erde kreisenden Satelliten zu übernehmen.

Unten auf der Erde wurde der Campusgarten der Hochschule mit einem Umweltpreis des Fördervereins für den Artenschutz, Umweltschutz und Naturschutz ausgezeichnet. Der Campusgarten wurde im Sommersemester 2021 eröffnet, die Hochschule nutzt ihn für vielfältige Bildungs- und Erlebnisangebote im Sinn der Nachhaltigkeit. Das Engagement der Hochschule für Nachhaltigkeit und fairen Handel auf anderem Gebiet wurde mit der Auszeichnung als Fairtrade University gewürdigt. Für eine erfolgreiche Bewerbung müssen die Hochschulen ihr Engagement für fairen Handel anhand von fünf Kriterien nachweisen. Die H-BRS-Initiative „Respekt!“ veranstaltet ganzjährig Aktionen zu fairem Handel und Nachhaltigkeit.

Nach einem Beschluss der Hochschulleitung soll das Diversitätsmanagement der H-BRS insgesamt weiterentwickelt werden. Die Einrichtung einer Sonderkommission nach Diskriminierungsvorwürfen gegen einen Professor dient dazu, vorhandene Strukturen zu überprüfen und Verbesserungsbedarf zu ermitteln. Dabei ist auch die Prävention ein Thema, mit dem Ziel, ein respektvolles Miteinander sicherzustellen.

Start Wunschbaum Rheinbach 30. November 2023
Kinderwünsche zu Weihnachten wurden erfüllt mit Hilfe des Wunschbaums. Foto: Pascal Schröder

Instandgesetzte Gebäude in Rheinbach werden bezogen

Die Folgen der Überflutung des Rheinbacher Campus im Juli vergangenen Jahres beschäftigten die H-BRS auch 2023. Die Vorzeichen aber haben sich gegenüber 2021 geändert. Ging es unmittelbar nach der Naturkatastrophe darum, Ersatzräume zu finden und den Weiterbetrieb der Lehre zu organisieren, so standen im laufenden Jahr Wiedereinzüge und abschließende Feinarbeiten auf dem Programm. In Teilen freigegeben ist das G-Gebäude, der Rest soll bis zum Frühjahr folgen. Abgeschlossen ist die Sanierung in den Gebäuden E, F und H. Unter anderem findet dort wieder der Laborbetrieb statt. Ein wichtiges Ziel ist zum Jahresende in Sichtweite: Die Bibliothek am Campus und die Cafeteria werden zu Beginn des kommenden Jahres ihre Türen wieder öffnen.

Mit dem Jahr 2023 geht für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein ereignisreiches Jahr zu Ende, in dem sie ihr Potenzial – ohne Corona-Einschränkungen – voll ausgeschöpft hat und in vielerlei Hinsicht gewachsen ist. Am Ende des Jahres stand noch eine besondere Aktion, die mit Wissenschaft nichts zu tun hatte, aber den Beschäftigten sehr am Herzen lag: die Wunschbaumaktion. In Sankt Augustin und Rheinbach standen je ein Weihnachtsbaum, voll behangen mit den Wunschkarten von Kindern. 
Die Karten blieben nicht lange an den Bäumen hängen und wurden in Geschenke verwandelt. Nicht wenige Kinder bekamen auf diese Weise einen Weihnachtswunsch erfüllt, der sonst vielleicht unerfüllt geblieben wäre.