Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV)

Prof. Dr. Thomas Krickhahn über den geheimen Lehrplan

Montag, 13. Dezember 2021

Zum Auftakt der Ringvorlesung des ZEV sprach am 15.November 2021 Prof. Dr. Thomas Krickhahn über den geheimen Lehrplan.

Die Ringvorlesung „Lasst uns reden ... über Ethik und Nachhaltigkeit in der digitalen Welt“ des Zentrums für Ethik und Verantwortung (ZEV) wurde am 15.11. mit dem Beitrag „Verantwortliche Lehre im digitalen Zusammenhang: der geheime Lehrplan“ von Prof. Dr. Thomas Krickhahn eröffnet. Thomas Krickhahn ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Methoden empirischer Sozialforschung und Wirtschaftsethik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, sowie Mitglied im hochschuldidaktischen Netzwerk Lehre-hoch-n. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Klaus Lehmann, Geschäftsführer des Zentrums für Ethik und Verantwortung (ZEV) und Professor für Chemie, und Holger Willing, Projektmanager im Forum Verantwortung, moderiert.

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Im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie, thematisierte Krickhahn die Verantwortliche Lehre im digitalen Zeitalter und den dabei relevanten geheimen Lehrplan, der allgemein fachbereichs- und theorieübergreifend gilt. Hierbei stell sich die Frage, wie und mit welchen Folgen sich die Lehre und Forschung an deutschen Hochschulen und Universitäten durch die Digitalisierung verändert.

Zunächst machte Krickhahn im Zuge des geheimen Lehrplans auf die Vielzahl an Erwartungen, Anforderungen, Regeln und Werte aufmerksam, die an Studierende gehegt werden. Meist herrschen sie vorwiegend stillschweigend, werden somit teilweise nur unvollständig an die Studierenden kommuniziert und sind nicht ausdrücklich in Lehrplänen abgebildet. Diese Anforderungen und Erwartungen, welche von zentraler Bedeutung für ein erfolgreiches Studium sind, wurden von Krickhahn zunächst benannt und erläutert. So werden von den Studierenden schon mit Beginn des Studiums grundlegende Eigenschaften, wie bestimmte Fach- und IT-Kenntnisse, aber auch Selbständigkeit, Kritikfähigkeit und Diskussionsbereitschaft erwartet. Diese Werte bilden die Basis für gebildete, selbstbestimmte, freie und aufgeklärte Bürger:innen. Daraus entsteht eine Verantwortlichkeit, die das Erkennen der eigenen Verantwortung und Position, das Verantwortungsgefühl sowie die Verantwortungsbereitschaft beinhaltet.

Krickhahn stellt die These auf, dass die Vermittlung dieser Eigenschaften nur begrenzt durch digitale Kanäle stattfinden kann. Das direkte Vorbild der Lehrenden, die Praxis und die Vermittlung von Haltung kann digital nicht im selben Maß, wie im unmittelbaren, menschlichen Kontakt vermittelt werden. Hierbei sollte die Bedeutung von Präsenzveranstaltungen in den Fokus gesetzt werden. Diese bieten Gelegenheit des Aufeinandertreffens, der Diskussion, Kommunikation und des Dialogs. Die Digitalisierung kann sogar als mögliche Behinderung gesehen werden und sollte deshalb nur unterstützend aber nicht substituierend genutzt werden. Abschließend formuliert er die Diagnose: „Es geht nicht um die Vermittlung von Fachkenntnissen über Ethik, sondern um die Vermittlung von Haltungen.“ Krickhahn identifiziert die Inhalte des geheimen Lehrplans somit als „von fundamentaler Bedeutung in jeder wissenschaftsethisch relevanten Perspektive und darüber hinaus“.

Anschließend an den Vortrag stand Prof. Dr. Thomas Krickhahn für Fragen und Austausch mit interessierten Zuhörer:innen zur Verfügung. Der Austausch eröffnete auch generelle Fragen, wie die Gerechtigkeit der gleichen Bewertung aller Studierenden, ohne die Berücksichtigung ihrer Lebensumstände oder die Rolle des Faktors Geld im geheimen Lehrplan. Ebenso wurden die Vorteile und Chancen der digitalen Lehre identifiziert, wie die weltweite Teilnahme an Konferenzen und Veranstaltungen, sowie das internationale Zusammenkommen.

Die Ringvorlesung des ZEV ist Teil des hochschulweiten Projektes Campus to World, das von der Bund-Länder-Förderinitiative "Innovative Hochschule" gefördert wird.

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