30 Jahre Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Ausstellung Visionäre Forscherinnen: Rosalind Franklin
Biografie Rosalind Franklin (1920-1958)
Rosalind Franklin wird am 25. Juli 1920 in London von Muriel Franklin geboren, die selbst einer Familie aus Intellektuellen und Akademikern entstammte. Rosalinds Vater ist der jüdische Bankier Ellis Franklin. Die Eltern legen großen Wert auf eine solide Schulausbildung ihrer Tochter an der Londoner St. Paul´s Girls School, eine der wenigen Schulen zu dieser Zeit, an der Mädchen auch Physik und Chemie lernen dürfen.
Mit 17 Jahren besteht Franklin die Aufnahmeprüfung an der Universität in Cambridge und nimmt ein Studium der Naturwissenschaften auf. Anders als in Oxford, wo Frauen seit 1921 einen akademischen Titel erlangen durften, wurden Frauen in Cambridge bis 1948 nicht als vollwertige Studierende, sondern lediglich als Schülerinnen der Colleges von Girton und Newnham betrachtet. 1941 schließt Franklin ihr Studium in Cambridge am College von Newnham ab.
Mit 22 Jahren bekommt sie eine Stelle als Doktorandin in physikalischer Chemie in London. Drei Jahre später promoviert sie über die Eigenschaften von Kohle und publiziert gleich darauf ihre erste wissenschaftliche Arbeit. Rosalind Franklins Forschungsarbeiten zu Kohle und zu Viren werden international beachtet.
1947 geht Franklin ans Laboratoire Central des Services Chemiques de I`Etat in Paris und widmet sich dem Forschungsgebiet der Röntgenkristallographie, der Untersuchung von Kristallstrukturen mit Hilfe von Röntgenstrahlen.
Aufgrund eines Forschungsstipendiums verlässt Rosalind Franklin 1950 Paris und wechselt an das renommierte Londoner Kings College. Das Stipendium ist verbunden mit dem Auftrag, eine Röntgenstrahlen-Beugungsanlage aufzubauen und sich darüber hinaus der Erforschung der DNA zu widmen. Um deren Aufschlüsselung ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein regelrechter internationaler Wettbewerb entbrannt. Vor diesem Hintergrund wird am Kings College bereits vor Franklins Antritt ein Forschungsprogramm unter der Leitung des Biophysikers Maurice H. F. Wilkins initiiert. Die Zusammenarbeit mit Wilkins gestaltet sich jedoch von Anfang an äußerst schwierig. So nimmt Wilkins nimmt zunächst an, dass ihm Franklin lediglich als Assistentin zugeordnet sei und nicht als weitestgehend gleichgestellte Kollegin. Ein Missverständnis, dass aufgeklärt werden kann, aber bezeichnend für das Verhältnis der beiden zueinander bleiben wird. Wilkins hat große Mühe, Franklin zu akzeptieren, wogegen diese sich jedoch unmissverständlich positioniert. Nachdem die angespannte Situation zwischen den beiden das Klima im Forschungslabor vergiftet und auch die Arbeit in Mitleidenschaft zu ziehen droht, sieht sich der Leiter des Laboratoriums, John Turton Randall, schließlich gezwungen, die Aufgabenbereiche von Franklin und Wilkins klar voneinander abzugrenzen.
Zusammen mit ihrem Doktoranden Raymond Gosling gelingt es Franklin 1951, aufschlussreiche Röntgenaufnahmen der DNA zu erstellen. Sie interpretiert die Bilder korrekt als Hinweis auf eine spiralförmige Struktur der DNA, zögert jedoch, zu diesem frühen Zeitpunkt der Entdeckung eine Veröffentlichung vorzunehmen. Dennoch bespricht sie ihre Ergebnisse mit den beiden Biochemikern Francis H. C. Crick und James D. Watson, die zur selben Zeit in Cambridge an der Entschlüsselung der DNA-Struktur arbeiten.
1953 übergibt Franklins Kollege und Konkurrent Maurice Wilkins, ohne ihr Wissen, ihre neusten Röntgenaufnahmen an Crick und Watson weiter. Dies ermöglicht es ihnen, die Struktur der DANN auf Basis von Rosalind Franklins Daten zu rekonstruieren und ein Modell der Doppelhelix zu entwickeln, das sie in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichen.
Rosalind Franklin verlässt noch im selben Jahr Cambridge und wechselt zum Londoner Birkbeck Laboratorium, wo sie am Tabakmosaikvirus und am lebenden Poliovirus bis zu ihrem Tod forscht.
Nach jahrelanger Arbeit mit Röntgenstrahlen stirbt Rosalind Franklin am 16. April 1958 im Alter von nur 37 Jahren an Eierstockkrebs.
Watson, Crick und Wilkins erhalten 1962 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin für „die Entdeckung der Molekularstruktur der Nukleinsäuren und ihre Bedeutung für die Weitergabe von Information in Lebewesen“. Es gilt heutzutage als unstrittig, dass Franklins Arbeit eine wesentliche Grundlage für die Bestimmung der DNA-Struktur lieferte und dass die Entdeckung ohne ihre Röntgenbeugungsdiagramme und ihre darauf aufbauenden Analysen erheblich länger gedauert hätte. Rosalind Franklin hätte also bei der Vergabe dieses Nobelpreises mitbedacht werden müssen.
Es muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass Rosalind Franklin nicht nur durch ihre männlichen Kollegen, sondern auch durch ihren frühen Tod um den verdienten Nobelpreis gebracht wurde, da das Nobelkomitee posthum grundsätzlich keine Ehrungen vergibt.
Anlaufstellen
Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer (ZWT)
Campus
Sankt Augustin
Raum
F 405