PeP-Projekt an der H-BRS

Unconscious Gender-Bias

Gender Gap

Was ist ein Unconscious Bias?

Die Art, wie wir Informationen wahrnehmen, verarbeiten und erinnern, ist nicht objektiv und nicht rein rational. Unser Gehirn trifft täglich über 20.000 Entscheidungen. Um das zu bewältigen, verarbeitet es nur einen kleinen Teil der Informationen – und ordnet diese schnell in bekannte Muster ein. Dieser Vorgang führt zu Fehlern in unserer Wahrnehmung der Kompetenz von Frauen und Männern. Diese verzerrte Wahrnehmung wird als Gender-Bias bezeichnet. Doch wie genau funktioniert er - und vor allem, wie werden wir ihn wieder los?

Unbewusstes Urteilen

Wir alle haben Unconscious Biases und diese können im Widerspruch zu unserem bewussten Wertesystem stehen.

Wenn Muster zu Fehlern führen

Die Art wie wir Informationen wahrnehmen, verarbeiten und erinnern ist keineswegs objektiv und rational. Unser Gehirn muss täglich mehr als 20.000 Entscheidungen treffen. Dies gelingt ihm nur, indem es nur einen Bruchteil von Informationen verarbeitet und diese zugleich kategorisiert - analog zur Mustererkennung. Wir ordnen Informationen in Kategorien ein, damit sie in unser "normales" Weltbild passen. Widersprüchlichkeiten und Ambiguität werden dabei automatisch unterdrückt. Unser Gehirn „sieht“ was es erwartet – nicht unbedingt was wirklich da ist. Man spricht hier von systematischen Denkfehlern oder auch kognitiven Verzerrungen (eng: „Cognitive Bias“). Wir alle sind von kognitiven Verzerrungen betroffen, doch es fällt uns leichter, sie bei anderen Menschen zu erkennen als bei uns selbst („Bias Blind Spot“). 

Oft äußert sich der Gender Bias nicht in offener Diskriminierung, sondern in sogenannten Mikroaggressionen gegen Frauen. Ihre Kompetenz wird hinterfragt, sie werden in Meetings unterbrochen und wir erwarten, dass sie protokollieren und Kaffee besorgen. Mikroaggressionen sind subtile, oft unbeabsichtigte Kommentare oder Handlungen, die Menschen abwerten.  Wenn wir uns eingestehen, dass wir selbst voreingenommen sind und uns offen mit Betroffenen austauschen, können wir faire, möglichst reflektierte Entscheidungen treffen.


Das Gute: Unser Weltbild – also das, was wir als „normal“ empfinden und was unser Bauchgefühl prägt – ist wandelbar.  Intuition entsteht durch Wiedererkennen. Deshalb ist es wichtig, mehr Repräsentation für Frauen in der Wissenschaft zu schaffen. Denn nur was sichtbar ist, kann auch Teil unserer inneren Referenz werden.  Zudem sind wir in der Lage unsere automatischen Assoziationen bewusst zu reflektieren, damit sie nicht zu diskriminierenden Handlungen führen.
 

Was bedeutet Gender?

Das biologische Geschlecht (Sex) wird nach der Geburt zugewiesen (Mann, Frau, Intersex) und muss nicht mit der geschlechtlichen Identität (Gender) übereinstimmen. Geschlecht und Geschlechtsidentität werden vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz geschützt. Traditionell werden „Mann“ und „Frau“ als binäre und gegenteilige Kategorien genutzt, dies spiegelt jedoch nicht die Realität wider und wird als Legitimation für geschlechtsbezogene Gewalt genutzt. Die Studienlage zum Gender Bias bezieht sich i.d.R. nur auf Männer und Frauen, dies darf die Existenz von non-binären und Transgender-Menschen jedoch nicht in Frage stellen.

Am Ende gilt: Mensch = Mensch und wir alle wünschen uns Respekt und Verständnis.

Was ist Geschlechtergerechtigkeit?

Geschlechtergerechtigkeit bedeutet nicht, dass Frauen und non-binäre Menschen wie Männer sein müssen, sondern dass alle Geschlechter die gleichen Chancen haben sollten.

Was bedeutet Gender Bias?

Gender Bias

Gender Bias oder geschlechtsspezifische Voreingenommenheit bedeutet, dass Menschen aufgrund von Geschlechterstereotypen unterschiedlich behandelt oder beurteilt werden. Dies kann bedeuten, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern angenommen werden, wo keine vorhanden sind, oder dass dasselbe Verhalten bei verschiedenen Geschlechtern unterschiedlich interpretiert wird. Beispielsweise kann dasselbe Verhalten bei einem Mann als durchsetzungsfähig gelobt werden, während es bei einer Frau als aggressiv kritisiert wird, da es nicht der traditionellen Geschlechterrolle entspricht. Oft gehen wir (unbewusst) davon aus, dass Männer Frauen überlegen sind.

Gleichzeitig geht der Gender Bias mit Androzentrismus einher: Wir betrachten Männer als Norm und Frauen als Sonderfall. Theorien und Forschung fokussieren sich auf Männer, ihr Verhalten gilt als Status Quo. Dies kann z.B. in der Medizin (ungenügend Medikamententest an Frauen) und in Verkehrsunfällen (keine weiblichen Crash-Test-Dummies) tödliche Folgen für Frauen haben.                                                                                              

Auf dem Gender Bias fußt auch das Gender Data Gap = fehlende oder unterrepräsentierte Datenerhebungen und Analysen für ein bestimmtes Geschlecht (i.d.R. zu Ungunsten von Frauen). Dies hat gravierende Folgen für künstliche Intelligenzen; vermeintlich objektive KIs werden mit menschgemachten Daten gefüttert, welche oft einseitig sind und vorwiegend Männer berücksichtigen (und dann z.B. Frauenstimmen schlechter erkennen).

Geschlechtsbezogene Rollenstereotype haben auch Nachteile für Männer. Das männliche Rollenstereotyp fordert „Stärke“ um jeden Preis, sodass Männer häufig weniger offen dafür sind, sich bei Bedarf Hilfe zu holen Aus einer Erfassung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022 geht hervor, dass die Suizidrate bei Männern in allen Altersgruppen mindestens doppelt so hoch ist, wie die der Frauen. Bei Menschen zwischen 40 und 49 Jahren wurden sogar 75% der Selbsttötungen in Deutschland von Männern begangen.

Gender Bias am Arbeitsplatz

…tritt bereits vor der offiziellen Bewerbung auf, da Führungspositionen nach wie vor von Männern dominiert werden und wir dazu neigen, Menschen zu bevorzugen, die uns ähnlich sind (auch bekannt als „Thomas-Kreislauf“). Besonders unter Zeitdruck greifen wir vermehrt auf Stereotype zurück. Als vielbeschäftigter Professor oder Manager antworte ich daher eher auf die Initiativbewerbung eines anderen Mannes – wodurch beispielsweise Frauen, die sich für eine Promotion interessieren, seltener eine Rückmeldung erhalten als Männer.

Der Gender Bias wirkt sich sowohl aufs Recruiting als auch auf Leistungsbewertungen aus. Ohne Evaluationskriterien und klare Strukturen verlassen wir uns mehr auf unser Bauchgefühl – unsere Voreingenommenheit (dies beeinflusst Entwicklungsfeedback, die Einstellung von Mitarbeitenden und Jahresgespräche).

Lösung: Wir entscheiden nicht intuitiv aus unserem Bauch, sondern analytisch und gründlich. Wir legen vorher explizite Standards und Einstellungskriterien fest und teilen keine informellen Informationen über Bewerber:innen („Ich kenne seinen Vater, ein kluger Mann“).

ARRA: Bewusst gegen unbewusste Voreingenommenheit handeln

ARRA

Das ARRA-Modell bietet eine strukturierte Orientierung, um eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen und unbewusste Vorurteile (Unconscious Bias) zu hinterfragen. Es unterstützt dabei, die automatisierten Reaktionsmuster, die sich oft unbemerkt eingeschliffen haben, durch reflektiertes und wertebasiertes Handeln zu ersetzen.

Die vier Schritte – Akzeptieren, Reflektieren, Reagieren und Automatisieren – laden dazu ein, innezuhalten, das eigene Denken zu beobachten und bewusste Entscheidungen zu treffen. Ziel ist es, langfristig eine Kultur der Achtsamkeit und Fairness zu fördern – individuell und institutionell, auch im Hochschulkontext der H-BRS.

ARRA ist ein Werkzeug für kontinuierliche persönliche Entwicklung – und ein Beitrag zu mehr Chancengleichheit im Denken und Handeln.

Kontakt

Josephine Kullat

Josephine Kullat

Gender Consultant im Team PeP@HBRS

Standort

Sankt Augustin

Raum

F 225

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Grantham-Allee 20

53757 Sankt Augustin