Zentrum für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL)
Umgang mit Feedback in kleinen Gruppen: Herausforderungen und (erste) Lösungsstrategien
Die Qualitätssicherung und -entwicklung an Hochschulen stehen vor der Herausforderung, bestehende Evaluationsmethoden kontinuierlich zu hinterfragen und zu optimieren. Besonders in kleinen Lehrveranstaltungsgruppen stellt die Durchführung von Feedbackprozessen eine zentrale und gleichzeitig komplexe Aufgabe dar. Dieser Beitrag nimmt die Reflexion bestehender Feedbackmethoden für kleine Gruppen in der Hochschullehre sowie die konstruktive Bewältigung herausfordernder Situationen im Feedbackprozess in den Fokus.
Zunächst wird die Rolle der Evaluation in kleinen Gruppen betrachtet, bei denen eine direkte, dialogische Feedbackkultur entscheidend ist. Während standardisierte Befragungen für größere Kohorten geeignet erscheinen, sind sie in kleinen Gruppen oft wenig effektiv. Hier bietet sich der Einsatz qualitativer Methoden wie moderierter Gruppengespräche oder strukturierter Feedbackrunden an. Diese sind besonders dann sinnvoll, wenn es über das reine Bewerten der Lehrveranstaltung und der Performanz der Lehrperson hinaus darum geht, mit Studierenden über Lehre und Lernen ins Gespräch zu kommen und diese als Mitgestaltende von Lernprozessen zu begreifen. Je nach eingesetzter Feedbackmethode erhalten Lehrende nicht nur einen Eindruck davon, wie die Studierenden mit den kreierten Lehr-Lernszenarien zurechtkommen, sondern auch, welche Inhalte bei den Studierenden „hängenbleiben“ und welche Methoden zu Lerneffekten führen. Diese Formate ermöglichen eine tiefe Reflexion und spezifische Rückmeldungen, bergen jedoch auch Herausforderungen, die einer optimalen Wirkung der Evaluation entgegenstehen können. Um die Verwertung des Feedbacks für Lehrende und Studierende zu fördern, ist ein konstruktiver Umgang mit den Herausforderungen erforderlich. Dieser Beitrag ist ein Praxisbericht und basiert unter anderem auf den Ergebnissen eines geführten Workshops zu der Fragestellung „Welche herausfordernden Situationen können beim Führen von Feedbackgesprächen (in kleinen Gruppen) auftreten und wie kann damit konstruktiv umgegangen werden?“
Drei zentrale Herausforderungen, die sich gezeigt haben, sind
- ungleiche Beteiligung der Studierenden, wenn in kleinen Gruppen einzelne Stimmen das Gespräch dominieren, während andere zurückhaltend bleiben;
- Kritikresistenz und Verteidigungshaltung auf Seiten der Lehrenden, wenn diese das Feedback als persönlichen Angriff werten;
- Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Lehrenden und Studierenden (Machtgefälle), wenn Studierende Angst davor haben, dass sich kritisches Feedback auf die Bewertung der Studienleistung auswirkt.
Im Zentrum des Beitrags steht die kritische Reflexion der Wirkung von Feedback in kleinen Gruppen vor dem Hintergrund der aufgezeigten Herausforderungen. Ziel ist es, Impulse für eine „produktive Irritation“ der etablierten Evaluationspraxis zu setzen und praxisnahe Lösungen für herausfordernde Situationen im Feedbackprozess in kleinen Gruppen zu bieten. Hochschulen können so nicht nur die Qualität der Lehre sichern, sondern auch eine konstruktive Feedbackkultur fördern, die sowohl Lehrende als auch Studierende einbindet und befähigt.
Schlagworte: Feedback in kleinen Gruppen; Herausforderungen im Feedbackprozess; Verwertung von Feedbackergebnissen