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Saison 2023 für BRS Motorsport: Eine Achterbahnfahrt der Emotionen

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien

Dienstag, 19. September 2023

Das studentische Motorsportteam der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) hat in der Saison 2023 auf Risiko gesetzt, einen niederschmetternden Rückschlag erlebt und sich doch nicht unterkriegen lassen. Teamgeist und der Glaube an die eigenen Ideen haben das Team am Ende zu unerwarteten Erfolgen geführt.

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien
Aus dem Tal auf den Gipfel: Das Team von BRS Motorsport hat bei dem Wettbewerb in Tschechien großartige Erfolge erreicht. Foto: FS Czech

Buchstäblich in letzter Minute wurde der neue Rennwagen des Motorsportteams der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg komplett: Das letzte noch ausstehende Teil traf am Tag der Abfahrt zum dem ersten Rennen in Norditalien in der Werkstatt von BRS Motorsport in Sankt Augustin ein.

Die Mitglieder des studentischen Motorsportvereins hatten lange auf diesen Tag hingearbeitet. In zweijähriger Arbeit hatten sie den G23e „Moni“ genannten Renner nahezu vollständig neu konstruiert und mit zahlreichen technischen Finessen versehen.

Das Rennen an jenem Wochenende im Juli auf der Rennstrecke von Varano in der Provinz Parma sollte den Beweis erbringen, dass der neue Elektrorennwagen das Zeug hatte, in der studentischen Rennsportklasse auf Augenhöhe mit den besten Teams der Welt zu fahren.

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien
Da war die Welt noch in Ordnung: Testfahrt in Italien. Foto: BRS Motorsport

Dass sie mit dem Start bei diesem ersten Wettbewerb der Saison ein Risiko eingehen würden, war den Teammitgliedern bewusst. Denn den umfangreichen Simulationen zufolge würde der G23e herausragende Leistungen zeigen. Aber für Testfahrten war vor der Abreise nach Italien keine Zeit geblieben. Das mit Euphorie begonnene Wagnis endete für die Studierenden in einem Desaster: Ein Bruch am Fahrgestell während der technischen Abnahme beförderte den vielversprechenden Elektrorennwagen vorzeitig ins Aus. Damit war nicht nur dieser Wettbewerb für das junge Team aus Sankt Augustin gelaufen, sondern auch, wie es an diesem Tag schien, die eben erst begonnene Rennsaison insgesamt.

„Die 2023er Saison war besonders – es ist lange her, dass wir in einer Saison so viel mechanisch erneuert haben. Ohne Testkilometer zu dem Rennen in Italien zu fahren, war gewagt, den Point of no Return haben wir aber in Kauf genommen. Wir wollten das neue Konzept diese Saison fahren und nicht aufschieben“, blickt Teamleiter Simon Hoos zurück.

„Auch wenn der Bruch des Monocoques an einer Fahrwerksanbindung in Italien schmerzhaft war, sind wir als Team vielleicht auch gerade deswegen noch enger zusammengerückt. Es war unglaublich, dann bei dem Wettbewerb in Tschechien den zweiten Platz im Cost and Manufacturing sowie den ersten Platz im Engineering Design zu gewinnen – eine klare Teamleistung. Wir sind unglaublich stolz auf diese Saison und freuen uns auf die nächsten Testkilometer des G23e.“

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien
Das neue Ziel vor Augen: Nach dem vorzeitigen Aus in Italien und der Reparatur unternahm G23e Testfahrten auf der Hausstrecke auf dem Flugplatz Hangelar. Foto: BRS Motorsport

Der Wettbewerb in Italien hatte für das Team mit sehr ermutigenden Resultaten begonnen. Die Konstruktion fand große Anerkennung bei den italienischen Prüfern. Auch die Disziplinen, bei denen der Rennwagen nicht bewegt wurde, meisterte das Team der H-BRS mit Bravour. Auf die Freude über den gelungenen Auftakt folgte dann der emotionale Absturz: Die erste eigenständige Fahrt des neuen Rennwagens endete abrupt nach wenigen Dutzend Metern. Bei dem letzten Teil der technischen Abnahme, dem Bremstest, brachte ein Bruch des Monocoques den Renner zum Stehen. Der Fahrer konnte, Dank der sicheren Konstruktion des Monocoques, unverletzt aussteigen.

Zurückgekehrt nach Deutschland, offenbarte die intensive Begutachtung in der heimischen Werkstatt das Ausmaß des Schadens: an der aus Verbundwerkstoffen gefertigten tragenden Struktur des G23e war eine Querlenkeranbindung abgerissen.

Doch auch aus diesem Tal fand das Team heraus. Ehemalige Teammitglieder schauten sich den kapitalen Schaden genau an und schätzten ihn als reparabel ein. Gleichzeitig fand sich mit der Firma Wirtgen ein neuer Sponsor, der bereit und in der Lage war, sehr schnell komplexe Fahrwerksteile zu fräsen.

Die Zeit drängte, denn im Licht der neuen Erkenntnisse setzten sich die Studierenden das Rennen in Tschechien in der zweiten Augustwoche als Ziel.

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien
Rede und Antwort: In Tschechien galt es, die besonders strenge technische Abnahme zu überstehen. Foto: BRS Motorsport

Sieben arbeitsintensive Tage und Nächte später wagten sich die Motorsportlerinnen und Motorsportler mit dem reparierten Rennwagen auf ihre vertraute Teststrecke auf dem Flugplatz Hangelar. Nach behutsamer Leistungssteigerung über mehrere Tage hinweg und erfolgreichen Bremstests reifte im Team die Überzeugung: Wir können mit diesem Auto an dem Wettbewerb in Tschechien teilnehmen. Zugleich fasste es den Entschluss, angesichts des nicht vollumfänglichen Testprogramms das große Rennen zum Abschluss des Wettbewerbs sowie das zugehörige Qualifying nicht mitzufahren.

Die Tage in Tschechien forderten wiederum ein gewaltiges Maß an Nervenstärke: Zunächst galt es, mit dem weitgehend neu konstruierten G23e die als besonders streng geltende technische Abnahme zu überstehen. Und da das kaum erprobte Auto in den fahrerischen Disziplinen nur zurückhaltend belastet werden sollte, waren gute Platzierungen bestenfalls in den statischen Disziplinen abseits der Rennpiste zu holen.

BRS Motorsport Saison 2023 Italien und Tschechien
Der von Studierenden der H-BRS konstruierte und gebaute Rennwagen hat bewiesen, dass enormes Potenzial in ihm steckt. Foto: BRS Motorsport

Unbeschreiblicher Jubel erfasste dann das Team, als es den zweiten Platz in der prestigeträchtigen Kategorie „Cost and Manufacturing zugesprochen bekam. Aufgabe hier war unter anderem, für den gesamten Herstellungsprozess eine detaillierte Kostenübersicht zu erstellen. Doch damit nicht genug: Obendrauf erreichten die Studierenden in der Königsdisziplin „Engineering Design“ den ersten Platz. In der Kategorie bewertet die Jury das Rennwagenkonzept. Alles in allem konnte das Team in den drei statischen Disziplinen rekordverdächtige 302 von 325 Punkten erringen.

„Ich bin daher mehr als zufrieden mit der Saison, denn ohne Risiko kein Fortschritt“, blickt Teambetreuer Professor Dirk Reith auf die Saison zurück. „Und wir haben die Bestätigung, dass wir mit den Entwicklungen einmal mehr das Potenzial haben, weit vorne dabei zu sein. Ich finde, eine der wichtigsten Erfahrungen dieses Projekts ist es, aus Fehlern zu lernen und Probleme lediglich als Anlass zu nehmen, weiter zu wachsen. Wir haben tolle junge Menschen, die genau diesen Spirit mitbringen, so dass wir alle uns auf die nächsten Schritte freuen können.“ 

Rennwagenbau an der H-BRS

Die Studierenden von BRS Motorsport bauen in ihrer Werkstatt auf dem Campus Sankt Augustin für jede Rennsaison ein neues Rennauto. Die Gruppe besteht seit 2006 und nimmt regelmäßig an der Formula Student in Europa teil. Seit 2014 baut sie ausschließlich elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Die Mitarbeit in der interdisziplinären Motorsport-Gruppe ist eingebettet in das Lehrangebot der Hochschule und wird betreut von Professor Dirk Reith. Die Entwicklung und der Bau des Rennwagens werden von Sponsoren unterstützt.

Kontakt

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Dirk Reith

Mathematik, Physik und Simulationsanwendungen (Forschungsprofessur), Direktor des TREE-Instituts, Präsidialbeauftragter - Institutionelle Forschungskooperationen, Faculty Advisor - BRS Motorsport (Formula Student)

Forschungsfelder

Standort

Sankt Augustin

Raum

B 223

Adresse

Grantham-Allee 20

53757 Sankt Augustin

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Martin Schulz

Wissenschaftsredakteur

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