30 Jahre Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Ausstellung Visionäre Forscherinnen: Rosa Luxemburg
Biografie Rosa Luxemburg (1871-1919)
Rosa Luxemburg ist heutzutage vorwiegend als prominenteste Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung der Jahrhundertwende, Marxistin und leidenschaftliche Revolutionärin bekannt. Diese einseitige Betrachtung wird aber der promovierten Ökonomin, die Rosa Luxemburg ebenfalls war und aus deren wissenschaftlicher Auseinandersetzung sie ihre politischen Ansichten und argumentativen Waffen erst formulierte, nicht gerecht.
Rosa Luxemburg wird am 5. März 1871 als Rozalia Luxemburg, Tochter von Line Luxemburg, geborene Löwenstein, im polnischen Zamość geboren. Ihr Vater ist Moris Luxemburg, ein jüdischer Kaufmann und Holzhändler. Rosa Luxemburg wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf und zieht 1873 mit ihren Eltern nach Warschau. Dort besucht sie später das Zweite Frauengymnasium und genießt eine humanistische Bildung. Sie lernt neben der polnischen auch die deutsche, russische, lateinische und altgriechische Sprache. In dieser Zeit beschäftigt sie sich mit den Schriften von Karl Marx und tritt der verbotenen sozialistischen Gruppe „Zweites Proletariat“ bei. Ihr Abitur schließt sie 1888 als Klassenbeste ab. Da ihre Geheimverbindungen zur sozialistischen Bewegung jedoch bekannt werden, muss sie aus Warschau fliehen und zieht nach Zürich. Dort schreibt sie sich 1889 an der Universität ein, um u. a. Wirtschaft, Geschichte und Rechtswissenschaften zu studieren.
In Zürich, zu dieser Zeit eine Hochburg verfolgter Sozialisten, kommt Rosa Luxemburg in Kontakt mit der Arbeiterbewegung und gründet 1893 mit Gleichgesinnten die SDKP (Sozialdemokratie des Königreichs Polen) sowie die Zeitschrift „Sache der Arbeiter“ in Paris. Sie schreibt zahlreiche Aufsätze, in denen sie sich für eine internationale Revolution der Arbeiterschaft einsetzt. 1897 promoviert Luxemburg an der Universität Zürich mit der Arbeit „Polens industrielle Entwicklung“. Kurz darauf entscheidet sie sich für eine Übersiedlung nach Deutschland, um dort in der SPD mitzuwirken. Dafür geht sie eine Scheinehe mit Gustav Lübeck ein und erhält dadurch die deutsche Staatsbürgerschaft für ihre Übersiedelung ab 1898 nach Berlin.
Bald jedoch kündigt sich eine Spaltung der jungen Arbeiterbewegung an. Im Jahr 1899 veröffentlicht Luxemburg ihren Aufsatz „Sozialreform oder Revolution?“, in dem sie eine sozialistische Revolution der Arbeiterschaft fordert und die von dem sozialdemokratischen Theoretiker und Politiker Eduard Bernstein formulierte Idee einer Reform entschieden ablehnt. Rosa Luxemburg versteht den von ihr propagierten Marxismus vielmehr als selbstkritische Methode einer Kapitalismusanalyse, in der sie den Kapitalismus als den konstituierenden Rahmen bezeichnet, in dem sich andere Unterdrückungsformen wie Antisemitismus, Sexismus und Rassismus entfalten können. Die promovierte Ökonomin formuliert ihre politischen Ansichten und argumentativen Waffen erst aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Eine Befreiung der Arbeiterklasse und anderer marginalisierter Gruppen hält sie vor diesem Hintergrund nur durch eine sozialistische Revolution für möglich.
In den Jahren 1904 und 1906 wird sie wegen einer Majestätsbeleidigung an Kaiser Wilhelm II. und Kritik am Militarismus des Kaiserreichs inhaftiert. 1913 ruft sie zur Kriegsdienstverweigerung auf.
Im selben Jahr veröffentlicht sie die ökonomische Schrift „Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus“, in der sie einen entscheidenden Beitrag zur Imperialismusdebatte im Vorfeld des Ersten Weltkrieges leistet.
Ein Jahr später kommt es zur Spaltung der Arbeiterbewegung aufgrund unvereinbarer Ziele. Als die SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914 den Kriegskrediten für den Ersten Weltkrieg zustimmt, gründet Luxemburg die „Gruppe Internationale“, die ab 1916 auch als Spartakusgruppe immer bekannter wird. Dieser schließen sich bald alle Kriegsgegner an. Den Ersten Weltkrieg verbringt Luxemburg aufgrund ihrer vehementen Kriegskritik und wiederholter Aufrufe zum Generalstreik die meiste Zeit im Gefängnis.
Im Herbst 1918 zeichnet sich für das Deutsche Reich die Kriegsniederlage ab. Als am 9. November 1918 die Novemberrevolution ausbricht, wird Rosa Luxemburg aus ihrer Haft entlassen. Sie kehrt nach Berlin zurück und arbeitet als Redakteurin bei der Spartakusbund-Zeitung „Die Rote Fahne“. Am 17. Dezember setzt sie sich in ihrem Aufsatz „Nationalversammlung oder Räteregierung“ für eine sozialistische Räteregierung ein. Auf dem Reichsrätekongress entscheidet sich die Mehrheit jedoch für eine parlamentarische Demokratie. Rosa Luxemburg beteiligt sich daraufhin am 30. Dezember 1918 an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
Im Januar 1919 wird ein später als „Spartakusaufstand“ bezeichneter Generalstreik mithilfe von Freikorps blutig niedergeschlagen und Luxemburg erneut inhaftiert und misshandelt. Am 15. Januar 1919 wird sie zusammen mit ihrem Parteifreund Karl Liebknecht ermordet.
Der Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ist bis heute ein internationaler sozialistischer Gedenktag, der u.a. durch die jährlich in Berlin stattfinde Liebknecht-Luxemburg-Demonstration begangen wird.
Anlaufstellen
Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer (ZWT)
Campus
Sankt Augustin
Raum
F 405