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30 Jahre Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Ausstellung Visionäre Forscherinnen: Françoise Barré-Sinoussi

Barre Sinoussi
Analog zum 30-jährigen Bestehen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Jahr 2025 widmet sich die Bilderausstellung "Visionäre Forscherinnen – 300 Jahre Wissenschaft aus weiblicher Perspektive" 30 Ausnahmewissenschaftlerinnen, die exemplarisch für die vergangenen 300 Jahre weiblicher Wissenschaftsgeschichte stehen. Eine von ihnen ist Françoise Barré-Sinoussi.

Biografie Françoise Barré-Sinoussi (1947)

Barre Sinoussi

Françoise Barré-Sinoussi wird am 30. Juli 1947 in Paris geboren. 

Nach dem Abitur am Lycé Bergson studiert sie in Paris Biochemie und Virologie. Ein Stipendium führt sie an das US-amerikanische Nationale Krebsinstitut (NCI). 1974 promoviert sie an der Faculté des Sciences de Paris und tritt 1975 ihre Position am Französischen Institut für Gesundheitswesen und medizinische Forschung (INSERM) an. Am Pariser Grundlagenforschungszentrum Institut Pasteur beginnt Barré-Sinoussi, sich ausführlicher mit der Erforschung der Retroviren zu beschäftigen. In der Arbeitsgruppe von Luc Montagnier gelingt ihr 1983 die Identifizierung des HI-Virus als Auslöser der Krankheit Aids. Barré-Sinoussi, Luc Montagnier und ihre Mitarbeiter hatten aus dem Gewebe eines Aids-Patienten das Virus isoliert und zunächst „Lympadenopathie-assoziiertes-Virus“ genannt. 

1986 wird Barré-Sinoussi Laborleiterin, 1992 Abteilungsleiterin und 1996 Professorin und Leiterin der Forschungsgruppe für die Biologie von Retroviren am Institut Pasteur.

Im Laufe ihrer Karriere erhält sie zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter 1986 den Förderpreis für die Europäische Wissenschaft der Körber-Stiftung, 1993 den Internationalen Preis für Medizin der King Faisal Foundation und 2001 den Ehrenpreis der International AIDS Society. Im Jahr 2006 wird Françoise Barré-Sinoussi zum Officier, 2013 zum Grand Officier und 2016 zum Grand Croix de la Légion d’Honneur ernannt.

2008 schließlich ehrt sie die Jury der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften mit dem Medizinnobelpreis. Doch der Auszeichnung geht eine langjährige Fehde voraus: 

Die Pariser Virologen schicken Anfang der 1980er ihren neu entdeckten Krankheitserreger an Kollegen nach Amerika. Die wiederum erkennen rasch dessen Bedeutung – und schützen ihn mit Patenten. Der amerikanische Forscher Robert Gallo beansprucht später die Entdeckung des HI-Virus für sich. Die Verwertungsrechte für die Entdeckung und einen Bluttest für HIV stünden daher ihm zu. Der Streit zwischen den Forschern wird erst 1987 auf höchster Ebene beigelegt: Der damalige US-Präsident Ronald Reagan und der französische Premier Jacques Chirac einigen sich auf eine Punkteteilung.

Von dieser politischen Entscheidung zeigt sich das Nobelkomitee zwanzig Jahre später jedoch unbeeindruckt und vergibt den Preis – gemäß seinem Statut, immer den Ursprung einer Entdeckung auszuzeichnen – an die Franzosen, ohne Gallo zu berücksichtigen. 

Barré-Sinoussi und Montagnier teilen sich den Nobelpreis für Physiologie und Medizin mit dem Deutschen Harald zur Hausen, der zeigen konnte, dass Gebärmutterhalskrebs stets die Folge einer Infektion mit bestimmten Papillomaviren (Warzenviren) ist.

Françoise Barré-Sinoussis Engagement für den Kampf gegen Aids geht weit über ihre wissenschaftliche Betätigung hinaus. Als Beraterin nimmt sie regelmäßig an internationalen Konferenzen sowie Anti-Aids-Programmen der Weltgesundheitsorganisation und dem UN-Programm UNAIDS teil. Sie sieht ihre Rolle als Wissenschaftlerin im Kampf gegen Aids auch auf der politischen Bühne. 

2009 verfasst Barré-Sinoussi mit ihren Kollegen einen offenen Brief an den Vatikan, in dem sie eine Äußerung des damaligen Papstes Benedict XVI. zur vermeintlichen Ineffektivität von Kondomen zur Bekämpfung von Aids als „falsch“ und „fatal“ bezeichnet.  

Als Alumna und ehemalige Direktorin der Forschungsabteilung „Regulierung von retroviralen Infektionen“ am Institut Pasteur beschäftigt sich Barré-Sinoussi auch nach ihrer Emeritierung im Jahre 2017 weiterhin mit Studien zu HIV-Infektionen.

2018 wird Françoise Barré-Sinoussi in die National Academy of Medicine der Vereinigten Staaten gewählt.

Anlaufstellen

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