30 Jahre Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Ausstellung Visionäre Forscherinnen: Caroline Herschel
Biografie Caroline Herschel (1750-1848)
Caroline Lucretia Herschel wird am 16. März 1750 in Hannover als einziges Mädchen von fünf Kindern von Anne Ilse Herschel geboren. Der Vater, der Militärmusiker Isaak Herschel, sorgt bei seinen Kindern nicht nur für eine musikalische Grundausbildung, sie erhalten ebenfalls Unterricht in Philosophie und Astronomie. Caroline besucht täglich zusammen mit ihren Brüdern die Garnisonsschule und erlernt dadurch Lesen und Schreiben, was für ein Mädchen aus dem Bürgertum zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit ist. Auf Wunsch ihrer Mutter verbringt sie jedoch den Hauptteil ihrer Zeit mit Stricken, Sticken und anderen Haushaltstätigkeiten, die das junge Mädchen jedoch verabscheut.
Mit 22 Jahren folgt Caroline Herschel ihrem zwölf Jahre älteren Bruder Friedrich Wilhelm Herschel nach Bath in England, wo dieser als Organist und Konzertleiter tätig ist. Sie führt ihrem Bruder den Haushalt, bildet sich jedoch auch musikalisch weiter, indem sie als Gesangssolistin in den Konzerten ihres Bruders mitwirkt. Schon bald steigt sie aufgrund ihrer überzeugenden Stimme zur ersten Sängerin auf, übernimmt die Leitungsfunktion im Chor und bekommt zahlreiche Angebote, auch in anderen Städten aufzutreten, die sie jedoch ablehnt, da sie nur unter Leitung ihres Bruders öffentlich auftreten möchte.
Ihr Bruder verfolgt neben der Musik eine weitere Passion, die Astronomie, die Caroline bald auch mit ihm teilt. Sie widmet sich nun neben der Haushaltsführung und ihren Auftritten als Sängerin den astronomischen Studien, indem sie beispielsweise gemeinsam mit ihrem Bruder Spiegelfernrohre zusammenbaut. Neben den praktischen Tätigkeiten befasst sie sich mit astronomischer Theorie und erlernt Formeln für Berechnungen und Reduktionen als Grundlage für das Beobachten und Durchmustern des Himmels.
Der große Einschnitt für Caroline Herschel kommt im Jahr 1781: Ihr Bruder entdeckt eher zufällig bei einer Himmelsdurchmusterung den Planeten Uranus. Diese Entdeckung macht ihn über die Landesgrenzen hinaus bekannt und verhilft ihm neben zahlreichen Ehrungen zu einer Stelle als Königlicher Hofastronom in Windsor.
Caroline Herschel folgt ihrem Bruder als wissenschaftliche Assistentin nach Windsor und entscheidet sich damit gegen eine erfolgreiche Karriere als Sängerin in Bath und für eine Anstellung als Gehilfin ihres Bruders mit einem Gehalt von 50 Pfund im Jahr, das erste Gehalt einer Frau für eine wissenschaftliche Tätigkeit. Caroline beginnt, den Sternenhimmel eigenständig zu erforschen, widmet sich der Kometensuche und entdeckt von 1786 bis 1797 acht Schweifsterne. Nächtelang assistiert sie ihrem Bruder auf Beobachtungsposten, notiert die Sternpositionen, und wertet die nächtlichen Aufzeichnungen aus. Sie verfasst Abhandlungen über ihre Beobachtungen, entdeckt vierzehn Nebel und verfasst einen Ergänzungskatalog sowie ein Gesamtregister zu Flamsteeds Atlas, der 561 Sterne katalogisiert.
Für diese Arbeit erhält sie von bekannten Astromomen ihrer Zeit wie Johann Franz Encke und Carl Friedrich Gauß viel Anerkennung. Trotzdem bleibt sie von Grund auf bescheiden und stellt weiterhin ihre Arbeit in den Dienst ihres Bruders, womit sie gesellschaftlichen Erwartungen entspricht.
1822 stirbt ihr Bruder. Wenige Wochen nach seinem Tod kehrt Caroline Herschel in ihre Heimatstadt Hannover zurück und führt hier ihre wissenschaftliche Arbeit weiter. Die bedeutendsten Gelehrten ihrer Zeit tauschen sich mit ihr aus und auch der Königliche Hof hält Kontakt mit ihr. Sie erhält zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. 1828 erhält sie unter anderem die goldene Medaille der Royal Astronomical Society, zu deren Ehrenmitglied sie 1835 für den mit ihrem Bruder erstellten Zonenkatalog als erste Frau ernannt wird. Der Katalog enthält die reduzierten Beobachtungen sämtlicher von Wilhelm Herschel entdeckten Nebel und Sternhaufen. 1838 ernennt die Königliche Irische Akademie der Wissenschaften in Dublin die 88-jährige Caroline Herschel zu ihrem Mitglied. 1846 erhält sie im Alter von 96 Jahren im Auftrag des Königs von Preußen die goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Caroline Herschel stirbt im Alter von 98 Jahren in Hannover und wird in ihrem Heimatort Hannover beigesetzt.
Anlaufstellen
Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer (ZWT)
Campus
Sankt Augustin
Raum
F 405