30 Jahre Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Ausstellung Visionäre Forscherinnen: Dorothea Christiane Erxleben
Biografie Dorothea Christiane Erxleben (1715-1762)
Dorothea Erxleben wird am 13. November 1715 als Dorothea Christiana Leporin in Quedlinburg im Harz geboren. Ihre Eltern sind die Pastorentochter Anna Sophia Leporin und der in Quedlinburg praktizierende Arzt Christian Polykarp Leporin. Zusammen mit ihrem älteren Bruder wird Dorothea anfangs von ihrem Vater unterrichtet, erlernt nicht nur Sprachen, sondern erwirbt auch Kenntnisse in den Naturwissenschaften und theoretischer und praktischer Medizin. Hierbei zeigt sie eine bemerkenswerte Begabung, die ihr später den Zugang zum externen Unterricht durch den Rektor des Quedlinburger Gymnasiums ermöglicht. Ihre Ausbildung bei ihrem Vater setzt sie fort, begleitet ihn bei seinen Krankenbesuchen und geht ihm in seiner Praxis zur Hand.
Ihr Bruder immatrikuliert sich 1740 für ein Studium an der Universität Halle. Auch Dorothea, die dieselbe Vorbildung wie ihr Bruder durchlaufen hat, strebt die Erlangung eines akademischen Grades an. Trotz ihrer außergewöhnlichen anatomischen und medizinischen Kenntnisse verwehrt ihr die Universitätsleitung aufgrund ihres Geschlechts, ein Universitätsstudium aufzunehmen. Dorothea richtet eine Bittschrift an den jungen Preußenkönig Friedrich II., in der sie um Erlaubnis zur Aufnahme eines Medizinstudiums an der Universität Halle bittet. 1741 erhält sie von den zuständigen preußischen Behörden einen positiven Bescheid auf ihr Gesuch, der ihr den Besuch der medizinischen Fakultät in Halle ermöglicht, doch verzögert sich ihr Medizinstudium. Sie beginnt ihre Gedanken zur Frage des Frauenstudiums zu Papier zu bringen. 1742 veröffentlicht sie diese und setzt sich mit den gängigen Vorurteilen und Hindernissen für das Frauenstudium auseinander, widerlegt diese jedoch überzeugend.
Im Ersten Schlesischen Krieg (1740-1742) erhält ihr älterer Bruder, mit dem sie nun gemeinsam die Universität besuchen will, einen Einberufungsbefehl, dem er sich durch Flucht ins Ausland entzieht. Ein Studium ohne ihren Bruder kommt für Dorothea nicht in Betracht, da sie sich allein das Studium nicht zutraut. Sie bleibt in Quedlinburg und heiratet mit 26 Jahren den verwitweten Diakon Johann Christian Erxleben, Vater von fünf Kindern. Sie selbst bringt in den kommenden Jahren vier Kinder zur Welt. Um die materielle Lage der Großfamilie zu erleichtern und die Schulden ihres 1747 verstorbenen Vaters abzutragen, versorgt und behandelt Dorothea Universitätsabschluss bzw. Doktortitel Kranke. Als eine ihrer Patientinnen an ihrem Leiden verstirbt, wird sie von alteingesessenen Ärzten der Pfuscherei beschuldigt und angezeigt. Daraufhin ergeht eine Verfügung, die ihr vorschreibt, sich innerhalb von drei Monaten in Halle der Doktorprüfung zu unterziehen. Am 6. Januar 1754 reicht Dorothea ihre Dissertation ein und stellt ein neues Gesuch an den preußischen König, in dem sie um Zulassung zur Promotion bittet, dem stattgegeben wird. Am 6. Mai 1754 tritt Dorothea Erxleben als erste Frau in Deutschland zum Promotionsexamen an und besteht dieses mit großem Erfolg.
Bis zu ihrem Tode praktiziert sie als erfolgreiche Ärztin. Ihr Spezialgebiet ist die Behandlung von Frauen und Kindern. In den höheren Gesellschaftskreisen sind ihre medizinischen Fähigkeiten sehr geschätzt, so wird sie unter anderem Leibärztin der Äbtissin des Stiftes Quedlinburg. Am 13. Juni 1762, stirbt Dorothea Erxleben in Quedlinburg mit 46 Jahren an den Folgen einer Infektion.
Anlaufstellen
Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer (ZWT)
Campus
Sankt Augustin
Raum
F 405