Zentrum für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL)
"Evaluation x BNE. Die Hochschule der Zukunft mitgestalten" - Jahrestagung 2025 des AK Evaluation
Das UNESCO-Programm „Bildung für nachhaltige Entwicklung: Die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen“ (BNE 2030) betrachtet Bildung als den wesentlichen Erfolgsfaktor für die Verwirklichung aller 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Für Hochschulen bedeutet dies, Curricula, Kultur und institutionelle Strukturen kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen. BNE bedeutet jedoch auch, Menschen zu befähigen, sich selbst und die Gesellschaft, in der sie leben, zu transformieren. Dazu gehört auch der Raum, den wir in unseren Wirkungsbereichen als Expert:innen mitgestalten.
Daher hat der AK Evaluation zu Dialog und Austausch eingeladen, um gemeinsam proaktiv die Rolle und die Gestaltung von Evaluation im BNE-Kontext an Hochschulen zu beleuchten. Rund 100 Vertreter:innen aus den Bereichen Evaluation, Qualitäts- und Lehrentwicklung sowie Lehre und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligten sich an diesem Dialog. Die Vielzahl der Anmeldungen, meist aus dem Third Space oder Wissensmanagementbereich, drückt einen großen Zuspruch zur Themenwahl der Jahrestagung aus und unterstreicht den Anspruch dieses Personenkreises, aktiv einen Beitrag zum Thema BNE zu leisten.
Ein inspirierender Auftakt
… für die Tagung waren Grußworte und Keynote.
Prof. Dr. Peter Muck begrüßte als Vizepräsident für Studium und Lehre die Teilnehmenden. Er nahm Bezug zur Bedeutung von Evaluation für die Hochschulentwicklung und wies gleichzeitig auf die Schwierigkeiten hin, die in der praktischen Umsetzung in Systemen wie Hochschulen auftreten können.
Er würdigte die Intention des Arbeitskreises, sich des Themas BNE anzunehmen. In Bezug auf BNE sei Evaluation ein signifikanter Bestandteil von Qualitäts- und Entwicklungsprozessen, um eine nachhaltige und transformative Wirkung von Hochschulen als Lernorte zu gewährleisten. Es bestehe jedoch auch Forschungs- und Entwicklungsbedarf bezüglich der Gestaltung geeigneter Evaluationsverfahren sowie der Integration von BNE-Evaluation in Qualitätsentwicklungsprozesse.
Prof. Dr. Katja Bender, Direktorin des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung und Vizepräsidentin der European Association for Development Research and Training Institutes (EADI) ergänzte in ihrem Grußwort die internationale Perspektive. Sie verwies auf den aktuellen Stand der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren Herausforderungen, die sich teilweise noch vergrößert haben, nahm aber auch Bezug zu positiven Entwicklungen wie beispielsweise in den Bereichen extreme Armut oder Gesundheit. Ungeachtet von Rückschlägen beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele sind Fortschritte möglich, wenn wir Lösungen ausweiten und auf bereits erarbeiteten Verbesserungen aufbauen. Die Botschaft: Nicht den Mut verlieren – dranbleiben – und dabei mit mehr Nachdruck an der Zielerreichung arbeiten.
Dr. Antje Brock, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Futur für das UNESCO BNE-Programm „ESD for 2030“ und Koordinatorin Nationales Monitoring BNE, FU Berlin begeisterte mit ihrer Keynote „Bildung für nachhaltige Entwicklung: Was macht sie motivierend, effektiv und wie kann sie erfasst werden?“, die auch Bezug zu der Bedeutung von Emotionen für Lern- und Handlungsprozesse nahm. Ein paar Kernbotschaften waren:
- Pullfaktoren statt Pushfaktoren: Motivierende Ziele (z. B. "Gemeinsame Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft") statt Problemfokussierung.
- Selbstwirksamkeit & Ambiguitätstoleranz: Förderung von Handlungskompetenzen statt reiner Wissensvermittlung.
- Kollektive Lösungen: Strukturelle Veränderungen statt individueller Verantwortung – "Gehen wir die Dinge gemeinsam an!" Handabdruck statt Fußabdruck.
- Generationengerechtigkeit: Keine Delegation von Verantwortung, sondern solidarische Zusammenarbeit aller Akteure.
Gute Beispiele aus der Praxis und Diskussionspunkte
… boten die Schwerpunkte in den Tagungsbeiträgen. Hier wurden die Schnittstellen von BNE und Evaluation u.a. mit Fokus auf die Hochschule als Organisation (Whole Institution-Approach), auf Evaluationsansätze und -methoden sowie auf spezifische Bezüge zu Studium und Lehre beleuchtet und diskutiert.
Schwerpunkte waren zum Beispiel:
- Praxisorientierung: Entwicklung von Evaluationsinstrumenten für BNE-Projekte,
- Methoden der Wirksamkeitsmessung von BNE,
- Integration von BNE in Qualitätsmanagementsysteme,
- Best-Practice-Beispiele aus Hochschulen.
Inner Development Goals
Brigitte Peter, BNE-Expertin des Wissenschaftsladens Bonn e.V., hat in ihrem Workshop gemeinsam mit allen Tagungsteilnehmenden einen anwendungsbezogenen Blick auf die Inner Development Goals (IDGs) geworfen.
Sie hat uns eingeladen, das BNE-Kompetenzmodell der Inner Development Goals zu nutzen, um damit den Blick mal anders auf das eigene Arbeitsumfeld zu richten und individuelle Fähigkeiten zu entdecken, die notwendig sind, um dort mit Herausforderungen umzugehen und Stärken zu nutzen.
Die Zukunftswerkstatt - nach Workshops und Networking konkrete nächste Schritte planen
Den Tagungsabschluss haben wir mit einer gemeinsamen Zukunftswerkstatt begangen, einer Methode, in der es um die gemeinsame Erarbeitung von Zukunftsentwürfen und um konkrete Problemlösungen geht, indem erste Ziele und Maßnahmen entwickelt werden. So wollten wir dem oft beobachtbaren Abschluss einer Tagung entgegenwirken, an dem jeder berieselt, zufrieden aber ohne praktischen Anschluss wieder nach Hause fährt.
Moderiert von Angela Turck, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) brachten wir die Ideen des Tages zusammen, um konkrete Ansätze herauszuarbeiten, wie Hochschulen wir durch Evaluation und BNE gemeinsam zu Gestaltenden einer nachhaltigen Zukunft werden können.
Zu den gemeinsam gewählten Schwerpunktthemen haben wir als umsetzbare erste Schritte definiert:
- Gründung themenspezifischer Arbeitsgruppen,
- Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen für Hochschulen,
- Netzwerkbildung und geplante Publikationen (Tagungsband).
Tagung als wichtiger Teil der Vernetzung – der Arbeitskreis und sein Projekt ProVELS
Die Tagung wurde im Rahmen des Projektes „Professionalisierte Vernetzung in der Evaluation zur Verbesserung von Lehr- und Studienqualität (ProVELS) durchgeführt. Der Arbeitskreis Evaluation der HAW NRW verfolgt damit nach den Tagungen in Mönchengladbach (2023) und Aachen (2024) das Ziel, den seit Jahren etablierten kollegialen Austausch unter seinen Mitgliedern auf Akteur:innen angrenzender Schnittstellenbereiche, z.B. Qualitätsmanagement, Hochschuldidaktik oder Lehrentwicklung, auszuweiten und gleichzeitig neue, innovative Themen zu erschließen. So wurde in 2024 das Thema Ko-Kreation als Querschnittthema gewählt, in diesem Jahr das Thema BNE.
Evaluation in Studium und Lehre ist ein seit Jahren bewährtes und etabliertes Instrument der Qualitätsentwicklung an Hochschulen und erlangt mit den aktuellen Aktivitäten im Bereich des Qualitätsmanagements in Studium und Lehre weiter an Bedeutung. Durch die kollegiale Vernetzung und den Austausch werden Evaluationsmethoden kritisch reflektiert und weiterentwickelt, hochschulübergreifende Standards ausgebildet und die Perspektivenvielfalt in Bezug auf Evaluationsthemen und -instrumente aufgedeckt und ausgetauscht.
Die Ausweitung der kollegialen Austauschformate auf Schnittstellenbereiche, die Professionalisierung der Vernetzung und die Möglichkeit, Tagungsbeiträge in Form von Tagungsbänden über die Tagung hinaus verfügbar zu machen und in wissenschaftliche Diskurse einzubringen, ist nur durch die Projektförderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre möglich, der dafür unser Dank gilt.
Für den Arbeitskreis Evaluation HAW NRW:
Martina Grein – Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Jörg Jörissen – FH Aachen
David Peters – Hochschule Niederrhein
Sascha Kopczinski – Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung
Frank Dieball - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Daniela Möller – FH Aachen
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