Nachhaltige Sozialpolitik (B.A.)

Die "Letzte Generation" - Vortrag von Maria-Christina Nimmerfroh

Maria-Christina Nimmerfroh Zwischenrufe zur Sozialpolitik Letzte Generation

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Am Donnerstag, den 5. Oktober 2023 referierte Diplom-Psychologin und Journalistin Maria-Christina Nimmerfroh zur „Letzten Generation“. In der Vorlesung berichtete sie von der Organisationsstruktur der Letzten Generation, sprach über ihre eigenen Forschungsergebnisse zur Organisation und diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Wirkung der Letzten Generation auf eine Gesellschaft, die sich selbst ambivalent zum Klimaschutz verhält.
Maria-Christina Nimmerfroh Zwischenrufe zur Sozialpolitik Letzte Generation

In ihrem Vortrag ging Frau Nimmerfroh zunächst auf die Ziele der Letzten Generation ein: Maximale Störung des Alltagslebens und größtmögliche Aufmerksamkeit. In dieser Hinsicht ist die Letzte Generation als sehr erfolgreich zu bezeichnen – ihr Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung ist außerordentlich hoch. Um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, greift die Gruppe auf ein spezifisches Framing zurück: Demnach wird der Klimawandel stets als „Klimakatastrophe“ bezeichnet, um die Bedeutung und den Auftrag der eigenen Gruppe zu überhöhen. Gegenüber Medien und politischen Akteuren, die diese Bedeutung oder die von der Letzten Generation gewählte Protestform des zivilen Ungehorsams infrage stellen, wird mit Abwertung reagiert. Die Außenwirkung der Letzten Generation wird intern akribisch geplant: So wird bei Protestaktionen stets darauf geachtet, dass diese auf Social Media Plattformen möglichst ausdrucksstark dokumentiert werden.

Daran anknüpfend ging Frau Nimmerfroh auf die Protestform des zivilen Ungehorsams ein. Nach Rawls handelt es sich dabei um eine „öffentliche, gewaltlose, gewissensbestimmte, aber politisch gesetzeswidrige Handlung, die gewöhnlich eine Änderung der Gesetze oder der Regierungspolitik herbeiführen soll“. Bei den Ausführungen der Diplom-Psychologin wurde deutlich, dass die Letzte Generation in ihren Aktionen ausdrücklich keine Gewalt anwendet, diese allerdings durchaus einkalkuliert und sogar einplant, dass ihren Mitgliedern der Freiheitsentzug droht. Den Erfolg einer Protestaktionen misst die Gruppe daran,  wie viele „Bienen“ (als Bezeichnung für Mitglieder ohne Entscheidungsbefugnis der Letzten Generation) an der Aktion beteiligt waren, wie lang die Blockadezeit war und wie viele von ihnen in Gewahrsam genommen wurden.

Eindrücklich berichtete Frau Nimmerfroh schließlich, wie die „Letzte Generation“ ihre Mitglieder schult, etwa um Klebezeiten auf Straßen zu erhöhen, das Wegtragen des eigenen Körpers durch die Polizei zu erschweren oder um auf die psychischen Auswirkungen eines möglichen Gefängnisaufenthalts vorzubereiten. Die Letzte Generation ist zugleich auf weitere Mitglieder angewiesen, die die Proteste durchführen – dadurch provoziert die Gruppe ein möglichst kompromissloses Eingreifen des Staates, was zumeist in gesellschaftliche Solidarisierung und Spendengenerierung resultiert.

Insgesamt konnte Frau Nimmerfroh mit ihrem Vortrag spannende Einblicke in eine polarisierende Protestgruppe gewähren – im Anschluss folgte eine angeregte Diskussion über die mediale Aufmerksamkeit, die interne Organisation der Letzten Generation sowie ihre ambivalente Wirkung auf die Klimapolitik.

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Patrick Baues (DE)

Patrick Baues

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Schwerpunkt: Politikwissenschaft, Geschäftsführer Forum Sozialversicherungswissenschaft e.V.

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