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Das Jahr 2022 der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Absolventenfeier 2022 Hütewerfen

Freitag, 16. Dezember 2022

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) hat 2022 zwei Meilensteine erreicht, die Lehre und Forschung entscheidend prägen werden: Die Verleihung des eigenständigen Promotionsrechts an das Promotionskolleg NRW, dem die H-BRS angehört, und die Verabschiedung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Die Rückkehr zur Präsenzlehre hat den Campus neu belebt. Aber auch der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise haben sich auf das Hochschulleben ausgewirkt.

Dieses Jahr feierte die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein Ereignis, das in seiner Bedeutung für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) kaum überschätzt werden kann: Am 17. November verlieh Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Ina Brandes dem Promotionskolleg NRW das Promotionsrecht. Damit kann nun das Kolleg, eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der HAW, Promotionen eigenständig durchführen und den Doktortitel zuerkennen. Entsprechend groß war die Freude an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die schon sehr früh die Weichen gestellt hatte, um ihren Studierenden Promotionen zu ermöglichen.

Hochschulpräsident Hartmut Ihne sprach daher von einem Meilenstein für die HAW und einem wissenschaftspolitisch konsequenten Schritt: „Das wird der angewandten Forschung einen deutlichen Schub geben und NRW als Wissenschaftsland insgesamt weiter stärken.“ Mit dem eigenständigen Promotionsrecht werde die exzellente Forschungsarbeit der HAW anerkannt und die Qualität bei der Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses. „Für diesen Schritt haben wir sehr lange gekämpft“, so Ihne. Am 1. Januar 2010 war an der H-BRS das Graduierteninstitut (GI) gegründet worden. Ziel war es, Doktorandinnen und Doktoranden in ihren Promotionsvorhaben zu unterstützen. Bisher konnten Promotionen nur in Zusammenarbeit mit einer Universität durchgeführt werden. Dies bleibt weiterhin möglich, die Notwendigkeit entfällt aber. Derzeit laufen etwa 120 Promotionsvorhaben an der H-BRS.

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Die erneuerbaren Energien sind ein Forschungsschwerpunkt der H-BRS. Foto: Eric Lichtenscheidt

Absolventenfeier mit so vielen Gästen wie nie zuvor

Grund zum Feiern hatten auch alle Bachelor- und Masterabsolventinnen und Absolventen bei der großen Absolventenfeier der H-BRS am 22. Oktober im Telekom Dome. 900 Absolventinnen und Absolventen verabschiedete die Hochschule. Insgesamt feierten bei dem Ereignis rund 4000 Gäste – so viele wie nie zuvor. Eingeladen waren die Abschlussjahrgänge der vergangenen drei Studienjahre, da wegen der Corona-Pandemie die traditionelle Abschlussfeier zwei Jahre lang nicht in Präsenz stattfinden konnte. Das eindrucksvollste Bild des Abends ergab das traditionelle Hütewerfen: Alle Absolventinnen und Absolventen versammelten sich auf der riesigen Bühne und warfen gleichzeitig ihre Bachelor- und Masterhüte in die Luft.

Im Juni hat das Präsidium der Hochschule eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die dem Thema Nachhaltigkeit – ausgehend von zahlreichen Projekten und Initiativen auf diesem Gebiet – neues Gewicht verleiht. „Unser Anspruch ist es, beim Thema Nachhaltigkeit in der Region eine führende Rolle zu spielen“, erklärte Hochschulpräsident Hartmut Ihne bei der Vorstellung des 16 Seiten umfassenden Dokuments. Die selbst gewählten Ziele sind vielfältig und ambitioniert: Der CO2-neutrale Campus gehört ebenso dazu wie neue Nachhaltigkeitsstudiengänge oder Forschung für den Ausbau erneuerbarer Energien. Das Thema Nachhaltigkeit soll zudem verstärkt interdisziplinär und fachbereichsübergreifend vermittelt werden. Die Hochschule setzt dabei auf die Unterstützung bereits bestehender regionaler und überregionaler Netzwerke, etwa die Nachhaltigkeitsallianz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in NRW oder die Bonn Alliance for Sustainability Research.

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Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger mit Professorin Tanja Clees im Wasserstofflabor. Foto: Martin Schulz

Rückkehr zum Präsenzunterricht belebt den Campus

„Endlich wieder in Präsenz“ galt für die große Mehrheit aller Veranstaltungen der H-BRS seit Jahresbeginn. Bereits im Wintersemester 2021/22 war die Hochschule zu einem hohen Präsenzanteil in der Lehre zurückgekehrt. Anfang April entfielen sämtliche Beschränkungen und Vorgaben wie zum Beispiel 3G-Kontrollen. Seither hat sich der Hochschulalltag wieder normalisiert: Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist das Leben in Hörsäle, Seminarräume, Labore und Mensa zurückgekehrt. Damit konnten sich auch die unterschiedlichen fachübergreifenden studentischen Aktivitäten wieder voll entfalten: Bei der Pflege des Campusgartens, dem Betrieb eines Elektro-Rennwagens oder im Finance Club. Und natürlich haben die studentischen Gremien wie der Asta und die Fachschaften das Ihre getan, um das Campusleben wieder zum Blühen zu bringen.

Im August besuchte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger die H-BRS. Sie interessierte sich vor allem für die Forschung zu Wasserstoff, der bei der Energiewende eine Schlüsselrolle übernehmen soll. Die H-BRS ist gleich an zwei von drei Wasserstoff-Leitprojekten beteiligt, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Auch die neue nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Ina Brandes, die die Hochschule im September besuchte, hat sich ein Bild von den Wasserstoff-Projekten an der H-BRS gemacht. Außerdem hat sie sich umfassend über die Arbeit des Biometrie-Evaluations-Zentrums informiert, das die Hochschule gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufgebaut hat. Biometrische Systeme gewinnen zunehmend an Bedeutung bei der Authentifizierung von Benutzern – von der Grenzkontrolle bis zum Bezahlen per Smartphone.

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An der H-BRS entwickelt: „Garrulus“-Drohne zur Wiederaufforstung von Waldgebieten. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst machte sich ein Bild. Foto: Pascal Kimmich

Forschung an zukunftsträchtigen Themen

Auch im Jahr 2022 hat die H-BRS an zukunftsträchtigen Themen geforscht, ihr Studienangebot erweitert, neue Labore eingerichtet und weitere Professorinnen und Professoren berufen*. Entsprechend ihrem Profil stehen die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Sicherheit im Mittelpunkt der Forschung an der H-BRS. Bundesweites Aufsehen erregte 2022 etwa das Projekt „Garrulus“. In dem Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Drohnen, die geschädigte Waldgebiete vermessen und auch neues Saatgut zur Wiederaufforstung ausbringen sollen. Um Umweltbelastungen geht es auch in den Forschungsprojekten zu Kunststoffen und Mikroplastik. So entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der H-BRS Verfahren, um den Energieverbrauch und das Material bei der Herstellung von Kunststoffverpackungen zu minimieren. 2022 ist es der Hochschule gelungen, den vakanten Forschungsbereich Medizintourismus wieder zu besetzen. Die neue Leiterin Mariam Asefi ist bereits zur gefragten Expertin avanciert. Mit dem Forschungsgebiet hat die H-BRS ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Hochschullandschaft.

Neue Wege der Vermittlung von Forschungsergebnissen ging die H-BRS mit der Ausstellung „Future Food“. In der digitalen Ausstellung wird in Kooperation mit dem Museum Koenig gezeigt, welche Rolle Insekten im Speiseplan des Menschen spielen können. Eine Rezeptsammlung animiert zum Nachkochen.

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Im neuen Game Studio werden Computerspiele analysiert und erprobt. Foto: Eric Lichtenscheidt

Eine neuartige Einrichtung hat die H-BRS zu Jahresbeginn mit dem Studio für Computerspiele geschaffen. In dem Studio analysieren die Studierenden aktuelle Spiele und erproben eigene Ideen.  Die passenden Bachelor- und Master-Studiengänge gibt es an der H-BRS schon länger, für die fortgeschrittenen Spieleentwickler heißt das Programm „Visual Computing und Games Technology“. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft fand die Gestaltung des Game Studios so überzeugend, dass er es im Juli mit der „Hochschulperle des Monats“ auszeichnete.

Die Hochschul-Bibliothek in Sankt Augustin, die zugleich Kreisbibliothek ist, präsentiert sich nach längerem Umbau seit September in einem neuen Gewand. So wurde der Lernort vergrößert, die technische Ausstattung verbessert und es gibt neue Sitzgelegenheiten für die Einzel- und Gruppenarbeit. Eine neue Ära der Recherche hat die Bibliothek mit der Einführung von Bib-Discover begonnen. Das System löst den bisherigen Bibliothekskatalog ab. Er ermöglicht die Informationssuche im gesamten Bestand mit nur einem Schritt.

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Kinder bei der Kinderuni im Gespräch mit einem Roboter. Foto: Martin Schulz

Die Folgen der Überflutung des Rheinbacher Campus im Juli vergangenen Jahres beschäftigte die H-BRS auch 2022. Die Vorzeichen aber haben sich gegenüber 2021 geändert. Ging es unmittelbar nach der Naturkatastrophe darum, Ersatzräume zu finden und den Weiterbetrieb der Lehre zu organisieren, so stand im laufenden Jahr der Wiederaufbau auf dem Programm. Erste Erfolge sind sichtbar: Drei Gebäude am Campus sind wieder in Betrieb, weitere Bauten werden mit Hilfe eines Generalplaners instandgesetzt.

Öffentliche Veranstaltungen finden großen Zuspruch

Im Jahr 2022 fand die H-BRS, auch dank der wiedergewonnenen Freiheiten, zu der gewohnten Fülle an öffentlichen Veranstaltungen zurück. Großen Zuspruch bei Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern fand die achte Auflage der Kinderuni Rhein-Sieg. In vier Veranstaltungen gingen Kinder von acht bis zwölf Jahren aktuellen Forschungsfragen in den Bereichen Umwelt und Klimaschutz nach. Die Hochschule richtete die Kinderuni 2022 erstmals alleine aus. Eine der größten Veranstaltungen ihrer Art in Europa ist die FrOSCon, die an zwei Tagen im August zu Gast in der H-BRS war. Bei der Konferenz mit integrierter Messe drehte sich alles um quelloffene Software. Viel zu sehen und auszuprobieren gab es beim Mobilitätstag im September. Eine Fachtagung in der Hochschule ergänzte die vielfältigen Angebote der Aktionsfläche, zu der der Parkplatz an der Grantham-Allee in Sankt Augustin umgestaltet worden war. Viel beachtet wurde die Konferenz „Ethik der Transformation“ im Oktober, zu der das Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV) der Hochschule in den Uniclub Bonn eingeladen hatte. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft – darunter der Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker – diskutierten dort, wie eine Transformation der Gesellschaft hin zu mehr Gerechtigkeit, Klimaschutz und biologischer Vielfalt gelingen kann.

Im November herrschte erneut dichtes Gedränge in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Beim Unternehmenstag präsentierten sich an zwei Tagen 148 Unternehmen, etwa 4000 Besucherinnen und Besucher informierten sich über Karrieremöglichkeiten. Der Unternehmenstag ist die nach Ausstellern größte Karrieremesse in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Außerdem nahm die Bibliothek nach zwei Jahren Corona-Pause die beliebte Lesungsreihe „Zu Gast auf dem Sofa“ wieder auf.

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Die H-BRS verurteilt den Angriffskrieg in der Ukraine und unterstützt ihre Partneruniversität im Nordosten des Landes. Foto: H-BRS

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine beschäftigte auch die Hochschule. So hat die H-BRS Studierende aus der Ukraine aufgenommen, einen Notfallfonds aufgelegt und zwei ukrainischen Wissenschaftlern kurzfristig eine Weiterbeschäftigung in Forschungsprojekten angeboten. Aktuell sammeln die Beschäftigten Geld und Sachspenden für einen Hilfstransport für die Partnerhochschule Chernihiv Polytechnic National University.

„Das zu Ende gehende Jahr hat die Hochschul-Gemeinschaft in noch nie dagewesener Weise gefordert“, sagt Hochschulpräsident Hartmut Ihne. „Wir haben mit viel Elan die Instandsetzung des Campus Rheinbach in die Hand genommen und dabei große Fortschritte erzielt. Zugleich mussten wir erleben, dass weder der Frieden in Europa noch unsere Energieversorgung selbstverständlich sind. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass wir in unserer Arbeit für ein friedliches Zusammenleben und eine gesunde Umwelt nicht nachlassen dürfen.“

 

Kontakt

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Martin Schulz

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