Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)

"Viele Elemente deiner heutigen Mahlzeit stammen aus Gesteinen." Philipp Swoboda, Gastwissenschaftler an der H-BRS, im Interview

Philipp Swoboda, H-BRS Alumnus, Gründungsmitglied InPlanet

Montag, 22. September 2025

Nach seinem Studium in Graz und Bonn promovierte er an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) und arbeitete am Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE). Anschließend wurde er Gründungsmitglied und wissenschaftlicher Leiter (Impact and Science Lead) bei der mittlerweile sehr erfolgreichen Firma InPlanet – und nun ist er als Gastwissenschaftler an die H-BRS zurückgekehrt: Philipp Swoboda.

Seine Promotion über Gesteinsmehle machte die Gründer des damaligen Start-ups schnell auf ihn aufmerksam. Der innovative Ansatz, durch Gesteine CO₂ einzusparen, soll die Landwirtschaft – insbesondere in tropischen Gebieten wie Brasilien – nachhaltig verändern.
Wir wollten mehr über Philipps erfolgreichen Weg, seine Arbeit und die Hintergründe erfahren und haben ihn dazu befragt.

Forscherteam InPlanet, Philipp Swoboda
Forscherteam bei InPlanet unter der Leitung von Philipp Swoboda. Bild: InPlanet

IZNE: Hallo Philipp. Du bist Alumnus der H-BRS und Gründungsmitglied der Firma InPlanet. Erzähl uns doch kurz, was du genau machst und wie das mit deinem Studium zusammenhängt?

Philipp Swoboda: Wir regenerieren tropische Böden durch Silikat-Gesteinsmehle (wie z.B. Basalt) und sequestrieren gleichzeitig CO2. Die Bodenregeneration geschieht durch eine Erhöhung des pH-Werts und der Makro- und Mikronährstoffe als auch der Zufuhr von Silizium, welches Pflanzen resistenter gegen biotische (Schädlinge) und abiotische (Wasserknappheit) machen kann. Die Mineraloberflächen können potentiell auch organischen Kohlenstoff stabiler machen. Gleichzeitig wird bei der Verwitterung der Gesteinsmehle durch Regenwasser CO2 sequestriert. Wie? Die Kohlensäure im Regenwasser reagiert mit den Steinen (Verwitterung) und wird dadurch zu Bicarbonat umgewandelt, welches über den Boden abtransportiert wird, und folglich als Karbonat über Jahrtausende im Meer als stabiler Kohlenstoff-Speicher dient.

Ich hatte das Glück, mit Professor Martin Hamer meinen Ph.D. in diesem Feld zu verfolgen, und eine Hauptpublikation hat mich dann mit den Gründern zusammengebracht, der Rest ist Geschichte. Ich habe und hatte verschiedene Tätigkeiten, von der Versuchsplanung und Durchführung über die Koordination von Kooperationen mit verschiedenen Stakeholdern (Landwirten, Minen, Analysegeräte-Herstellern...), bis hin zu Kalkulationen von Life Cycle Assessments.

 

InPlanet Gesteinsmehl auf Feld, Philipp Swoboda
Gesteinsmehl wird auf ein Feld aufgetragen. Bild: InPlanet

IZNE: Was macht euren Ansatz der Co2-Entfernung so besonders?

Swoboda: Zunächst einmal beschleunigen wir im Endeffekt bloß den natürlichen Prozess der Silikatverwitterung, welcher CO2 bindet und das Klima über geologische Zeitskalen reguliert hat. Zudem ist unsere Technologie stark skalierbar: Basalte sind eine der häufigsten Gesteinsarten, die Infrastruktur gibt es bereits wie zum Beispiel für Kalkungen in der Landwirtschaft, es gibt keine Flächenkonkurrenz wie zum Beispiel für andere Carbon-Capture-Technologien, das Ausmaß an unfruchtbaren Böden in den Tropen ist enorm, und die Bergbauindustrie mit ihren globalen Mengen an Nebenprodukten wie Gesteinsmehl ist gigantisch. Es kommt hinzu, dass konventionelle Dünger zunehmend teurer werden, und oft von weither importiert werden müssen.

 

IZNE: Lässt sich die Technologie auch in Europa anwenden? 

Swoboda: Ja, aber wir fokussieren uns auf die Tropen, da die ursprünglichen Mineralien, die diese Böden fruchtbar machten, bereits zum Großteil verwittert sind, und die geogenen Nährstoffe daher weitgehend verschwunden. Es macht daher (meiner Meinung nach), mehr Sinn diese Böden geologisch zu regenerieren, wobei gezielte Anwendungen in Europa auch zielführend sein können.

InPlanet Labor, Phiipp Swoboda
Laborarbeiten bei InPlanet. Bild: InPlanet

IZNE: Seit Mai bist du als Gastwissenschaftler zurück an der H-BRS / am IZNE. Wie kam es dazu und was versprichst du dir davon?

Swoboda: Ich hatte mit Martin Hamer immer wieder Kontakt, weil der Austausch mit ihm als praxisnahem Bodenkundler und Nachhaltigkeitswissenschaftler immer sehr wertvoll war. Ich verspreche mir davon weitere wertvolle Einsichten, aber auch gemeinsame Forschungsprojekte  und Wissensgewinn.

 

IZNE: Was sind die Aufgaben eines Gastwissenschaftlers?

Swoboda: Die Planung gemeinsamer Projekte und Publikationen.

 

IZNE: Was sollte jeder über Gesteinsmehl wissen?

Swoboda: ...viele der Elemente deiner heutigen Mahlzeit stammen aus Gesteinen (da die Gesteine im Boden die Elemente freigeben, die Pflanzen aufnehmen, und wir diese essen, beziehungsweise die Tiere, die diese Pflanzen essen).

InPlanet Start-Up, CO2 Bindung durch Gesteinsmehl
Betrachtung der Gesteinsarten auf einem Feld in Brasilien. Bild: InPlanet

IZNE: Was ist eigentlich Nachhaltigkeit für dich?

Swoboda: Wenn wir es schaffen, mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ein gesundes Leben für alle zu erreichen.

 

IZNE: Was sind deine beruflichen Ziele für die Zukunft?

Swoboda: Weitere erfolgreiche Ergebnisse mit InPlanet, und in mittelfristiger Zukunft Wissenschaftskommunikation zu betreiben, die nicht nur Fakten, sondern auch die faszinierende und essentielle Natur eines wissenschaftlichen Mindsets vermittelt.

 

IZNE: Wie sieht dein Alltag aus? Und was machst du wenn du nicht gerade auf einem Feld in Brasilien stehst?

Swoboda: Derzeit arbeite ich viel remote und in Co-Working Spaces. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Arbeitspakten am Vormittag, und meistens Meetings am Nachmittag (brasilianische Zeitverschiebung). Daneben bin ich viel mit Freunden unterwegs, experimentiere gerne kulinarisch mit meiner Freundin, treibe Sport in der Natur und schreibe gerade an einem kleinen Gedichtband.

 

IZNE: Das klingt kreativ und abwechslungsreich. Möchtest du sonst noch etwas loswerden?

Swoboda: Gerade in Zeiten multipler Krisen, erinnere ich mich gerne an das Zitat: "It is better to light one candle than to curse the darkness."

 

So sehen wir das auch. 
Vielen Dank Philipp! Wir freuen uns sehr, dass du zurück bist und wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

„Es freut mich sehr zu sehen, wie aus einer wissenschaftlichen Fragestellung eine praktische Anwendung für eine nachhaltige Landnutzung entsteht. Die Gastwissenschaft am IZNE ist eine gute Möglichkeit für unsere weitere Zusammenarbeit.”

Prof. Dr. Martin Hamer - Professor für Böden und Biomasse /Geschäftsführer des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)

Martin Hamer Portrait Nov 23 IZNE

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Martin Hamer

Professor für Böden und Biomasse , Geschäftsführer des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften

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