Diversität an der H-BRS
Diversity Donnerstag: Leichte und Einfache Sprache
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.”
Ludwig Wittgenstein, (1889 - 1951, österreichischer Philosoph)
Sprache ist unser Werkzeug, um uns auszudrücken, zu verstehen und die Welt um uns herum zu erfassen. Doch was passiert, wenn Sprache zu einer Barriere wird? Haben Sie schon einmal von Leichter oder Einfacher Sprache gehört? Diese Konzepte wurden entwickelt, um Texte und Informationen für alle zugänglicher zu machen. In diesem Diversity Donnerstag möchten wir Ihnen zeigen, was Leichte und Einfache Sprache ist und wie sie unsere Kommunikation inklusiver gestalten können.
Was ist Leichte Sprache und was ist Einfache Sprache?
„Die Konzepte der Leichten und Einfachen Sprache zielen darauf, sprachliche Hürden für diejenigen abzubauen, die Alltags- oder auch Fachsprachen (etwa ‚Amtsdeutsch‘, Wissenschaftssprachen) nicht oder nur schwer verstehen.“ (Bundeszentrale für politische Bildung 2014)
Leichte und Einfache Sprache sind nicht dasselbe, auch wenn die Begriffe häufig synonym verwendet werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Zielgruppe, den Regeln und in ihrer Anwendung.
Das ist Leichte Sprache:
Leichte Sprache soll möglichst einfach zu verstehen sein. Für die Erstellung und Übersetzung von Texten in Einfacher Sprache gibt es klare Regeln. Diese wurden im März 2025 in den „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“ (DIN SPEC 33429) weiterentwickelt und vereinheitlicht. Leichte Sprache entstand aus der Behindertenrechtsbewegung. Sie richtet sich vor allem an Menschen mit kognitiven Behinderungen oder Lernschwierigkeiten. Sie ist ein wichtiger Schritt für mehr Teilhabe und Selbstbestimmung.
Zu den Regeln gehört, dass nur kurze Sätze ohne Nebensätze verwendet werden. Wenn schwierige Wörter (z. B. Fachbegriffe, lange Wörter oder Fremdwörter) vorkommen, werden sie erklärt. Auch das Schriftbild hat Vorgaben, z. B. dass große und klare Schriftarten verwendet werden und jeder Satz in einer neuen Zeilen beginnt. Bilder sollen helfen, die Inhalte besser zu verstehen. Texte in Leichter Sprache werden außerdem gemeinsam mit den primären Zielgruppen von Leichter Sprache erstellt, um sicherzustellen, dass sie verständlich sind.
So könnte ein Text in Leichter Sprache aussehen:
H-BRS ist die Abkürzung für Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Die Hochschule hat drei Standorte. Sankt Augustin, Rheinbach und Hennef.
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Das kommt Ihnen bekannt vor?
Das sind Ausschnitte der Website „Die H-BRS in leichter Sprache".
Auf der Website finden Sie außerdem Informationen über Diversität an der H-BRS in Einfacher Sprache: Informationen über Diversität an der H-BRS in Einfacher Sprache.
Auch die Bibliothek bietet auf ihrer Website Informationen in Leichter Sprache: Informationen über die Bibliothek in leichter Sprache.
Schauen Sie sich dort gerne um.
Das ist Einfache Sprache:
Einfache Sprache folgt nicht den festen Regeln der Leichten Sprache. Sie ist näher an unserer Standardsprache und etwas komplexer. Einfache Sprache wurde von gesetzgebenden Institutionen und Verbänden aus dem Bibliotheks- und Verlagswesen vorangetrieben, um Texte sowohl sprachlich als auch inhaltlich leichter lesbar zu machen. Seit 2024 gibt es die DIN-Norm 8581-1, die Empfehlungen für die Verwendung Einfacher Sprache enthält.
Ein Vorteil der Einfachen Sprache ist, dass sie besonders bei Themen aus Recht, Gesundheit, öffentliche Ordnung sowie bei Regierungs- und Unternehmenskommunikation hilft. Diese Informationen sind oft in Fachsprache verfasst. Da sie häufig viele Menschen betreffen und ihre Entscheidungen sowie Rechte beeinflussen, ist es besonders wichtig, sie verständlich zu vermitteln. Dadurch kann das Vertrauen gestärkt werden und es lassen sich schnellere sowie bessere Ergebnisse erzielen.
Texte in Einfacher Sprache können für alle hilfreich sein, die sich mit einem Thema nicht gut auskennen oder schnell einen Überblick benötigen. Sie hilft allen Menschen, Informationen schnell zu erfassen. Auch Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, ältere Menschen, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und Tourist:innen profitieren von Einfacher Sprache.
Im journalistischen Bereich setzt sich auch die H-BRS-Professorin Dr. Anja Köhler für den Einsatz Einfacher Sprache ein. In den folgenden Artikeln finden Sie ihre Argumente dazu:
Kritische Perspektiven auf Leichte und Einfache Sprache
Einerseits ist Leichte Sprache ein wichtiger Zugang für Menschen mit Behinderungen, da sie ihnen ermöglicht, selbstständig an Informationen zu gelangen und sich aktiv zu beteiligen. Andererseits besteht die Gefahr, dass durch die gesonderte Nutzung ein Parallelsystem entsteht, das dem Grundgedanken der Inklusion – der gleichberechtigten Teilhabe aller – widerspricht.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Fehlen einheitlicher Definitionen, Richtlinien oder Standards. Diese wurden zwar in den letzten Jahren entwickelt, doch Expert:innen wie Bettina Zurstrassen betonen, dass neben Regelwerken auch wissenschaftliche Untersuchungen aus sprachwissenschaftlicher und soziologischer Sicht notwendig sind, um die Konzepte weiterzuentwickeln (Zurstrassen 2015, S. 136).
Zudem wird kritisiert, dass bei der Vereinfachung von Sprache Inhalte verloren gehen können. Gudrun Kellermann (2014) entgegnet, dass dies auch bei Übersetzungen zwischen Fremdsprachen passiert. Jede Übersetzung führt zu einem gewissen inhaltlichen Verlust. Wichtig ist, sich dieser Veränderungen bewusst zu sein und bereits früh zu lernen, übersetzte oder vereinfachte Inhalte kritisch zu hinterfragen.
„Die Bereitstellung von Texten in verständlicher Sprache ist demokratisch und gesellschaftlich dringend notwendig.“ (Zurstrassen 2015, S. 136)
Wenn Menschen Informationen nicht verstehen, können sie wichtige Entscheidungen nicht treffen oder sich nicht aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Leichte und Einfache Sprache helfen, mehr Menschen den Zugang zu Wissen und Angeboten zu ermöglichen.
Wir laden Sie ein, die Prinzipien der Einfachen Sprache auch in Ihrer wissenschaftlichen und administrativen Kommunikation zu berücksichtigen. So tragen wir gemeinsam dazu bei, Barrieren abzubauen und den Zugang zu Informationen für alle Studierenden und Mitarbeitenden zu erleichtern. Für Fragen oder Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Quellen
- Bundeszentale für politische Bildung (2014): Leichte und Einfache Spache. Aus Politik und Zeitgeschichte, 64. Jahrgang, 9-11/2014, Bonn.
- Kellermann, Gudrun (2014): Leichte und Einfache Sprache – Versuch einer Definition, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 64. Jahrgang, 9-11/2014, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 7 - 10.
- Rüstow, Nadine (2015): Leichte Sprache – eine neue „Kultur“ der Beteiligung, in: Didaktik der inklusiven politischen Bildung hrsg. v. Christoph Dönges, Wolfram Hilpert, Bettina Zurstrassen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 115 – 125.
- Zurstrassen, Bettina (2015): Inklusion durch Leichte Sprache? Eine kritische Einschätzung, in: Didaktik der inklusiven politischen Bildung hrsg. v. Christoph Dönges, Wolfram Hilpert, Bettina Zurstrassen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 126 -138.
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales | Erstmals einheitliche Empfehlungen für die Deutsche Leichte Sprache
- Bundeszentrale für politische Bildung | Kann Leichte Sprache/ Leichte Bilder Politik erklären?
- Bundeszentrale für politische Bildung | Was ist einfache Sprache und wo liegen deren Vorteile?
- DIN | Erste DIN-Normen für Einfache Sprache veröffentlicht
- Infoportal Einfache Sprache | Merkmale der Einfachen Sprache
- inklusiv online | Leichte Sprache vs. Einfache Sprache
- www.einfache-sprache.com | Einfache Sprache - kurz erklärt
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