Diversität an der H-BRS

Diversity Donnerstag: Vielfaltsdimensionen

Diversity Donnerstag_Vielfaltsdimensionen

Donnerstag, 22. Mai 2025

Mit dem „Diversity Donnerstag“ nimmt das Diversitätsmanagement-Team der H-BRS regelmäßig an Donnerstagen Diversitätsaspekte und Antidiskriminierungsthematiken in den Blick. Diesmal: Vielfaltsdimensionen
Deutscher Diversity Tag

Im Mai feiern wir den Diversity-Monat, der im Zeichen von Vielfalt, Inklusion und Chancengleichheit steht. Anlässlich des Deutschen Diversity Tags, der am kommenden Dienstag, 27. Mai, von der Charta der Vielfalt e. V. veranstaltet wird, widmen wir uns in diesem Diversity Donnerstag den Vielfaltsdimensionen. Die H-BRS zählt übrigens seit 2016 zu den Unterzeichner:innen der Charta der Vielfalt. Die Ziele unserer Diversitätsarbeit an der H-BRS sind unter anderem, Chancengerechtigkeit für alle zu fördern und die Teilhabe aller Menschen zu ermöglichen.

Wir alle sind vielfältig. Wir unterscheiden uns, in unseren Merkmalen von den einen und ähneln im selben Merkmal den anderen.
„Diversity is the one thing we all have in common.” – Winston Churchill. Celebrate it every day!

Gibt man „Diversity“ bei DeepL ein, lässt sich dieser einerseits mit „Diversität“ übersetzen, aber auch mit den Synonymen Vielfalt, Vielfältigkeit, Verschiedenheit, Verschiedenartigkeit, Mannigfaltigkeit, Abwechslung, Unterschiedlichkeit oder Fächerung. Der Begriff beschreibt im Kern Unterschiedlichkeit oder Vielfältigkeit. Mit „Diversity“ wird das Vorhandensein von vielfältigen Identitäten und Lebensstilen gemeint, die als Potenzial und Chance anerkannt werden.

Der Begriff „Dimension“ lässt sich als Ausmaß, Maß, Abmessung, Größe, Größenordnung oder Abmaß übersetzen und bezieht sich auf verschiedene Aspekte oder Facetten eines Phänomens sowie auf Kategorien von Daten.

Aber lässt sich Vielfalt kategorisieren?

Die Vielfaltsdimensionen gehen auf wissenschaftliche Diskurse in den USA zurück, wo Vielfalt erstmals systematisch erfasst und kategorisiert wurde. Die dortige von Vielfalt gekennzeichnete Gesellschaft führte Soziolog:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen dazu, ein besseres Verständnis für Vielfalt erhalten zu wollen. Um Diversität und ihre Effekte analysieren sowie geeignete Maßnahmen ableiten zu können, untersuchten sie, in welchen Merkmalen sich Menschen unterscheiden und wie vielfältig diese ausgeprägt sein können. „Sie verdeutlichen individuelle, soziale und strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen und Gruppen und hinterfragen mögliche Diskriminierungsansätze“ (Buschbaum 2022, S. 8).

 

Kennen Sie die Vielfaltsdimensionen?

Das Konzept der Vielfaltsdimensionen wurden in den 1970er Jahren in den USA entwickelt und seither immer wieder überarbeitet. Das bekannteste Modell „4 layers of Diversity“ ist beispielsweise von den Autorinnen Gardenswartz und Rowe im Jahr 2003 entwickelt worden und ergänzt die Kerndimensionen um die äußere und die organisationale Ebene.

 

Die sieben Kerndimensionen entsprechen den Eigenschaften einer Person, die nicht oder schwer veränderbar sind:

  • Alter
  • Ethnische Herkunft & Nationalität
  • Geschlecht & geschlechtliche Identität
  • Physische & psychische Fähigkeiten
  • Religion & Weltanschauung
  • Sexuelle Orientierung
  • Soziale Herkunft.

Gesellschaftliche Diskriminierung oder Privilegien hängen häufig von den jeweiligen Ausprägungen dieser Eigenschaften ab.

Heute existieren verschiedene Modelle und Darstellungen der Diversity-Dimensionen. Jedes Diversity-Modell ist stark vereinfacht und kann nicht die Realität der gesellschaftlichen Vielfalt in seiner Gesamtheit abdeckend. Mit dem von der US- amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw geprägten Begriff der Intersektionalität wird außerdem die Überschneidung verschiedener Dimensionen bezeichnet. Es beschreibt, wie durch das Zusammenwirken verschiedener Dimensionen, Diskriminierung und Marginalisierung um ein Vielfaches verstärkt werden kann.

 

Alter

An der H-BRS arbeiten und studieren Menschen unterschiedlicher Lebensalter. Es ist verbreitet diese in verschiedene Generationen einzuteilen, die durch das Lebensalter bzw. Geburtsjahr und häufig gruppenspezifische Wertesysteme und Lebens- und Arbeitseinstellungen ausgezeichnet werden. Je nach Lebensalter und Generation kann das also unterschiedliche Bedürfnisse und Verpflichtungen bedeuten.

Jede Altersgruppe hat mit ihren eigenen Vorurteilen zu kämpfen: „Zu jung für…“, „Zu alt, um…“ – hinterfragen Sie eigenen Vorurteile gegenüber von Altersgruppen.
Lernen Sie voneinander. Die Welt verändert sich schnell und was Sie selbst bedingt durch das Aufwachsen in Ihrer Zeit leicht gelernt haben, könnte einer anderen Person schwer fallen – und anders herum!

Ethnische Herkunft & Nationalität

„Mit der ethnischen Herkunft wird die Zuordnung eines Menschen zu einer Gruppe von Personen bezeichnet, die zum Beispiel sozial, kulturell oder historisch eine Einheit bilden oder durch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit verbunden sind. […]“ (Antidiskriminierungsstelle des Bundes)

Der Begriff Nationalität bezieht sich auch auf die ethnische Herkunft. Im Deutschen wird sie häufig als Synonym für den rechtlichen Begriff der Staatsangehörigkeit verwendet. (Bundeszentrale für politische Bildung)

„Auch die ethnische Herkunft ist wie die „Rasse“ eine Vorstellung, keine Tatsache. Sie schreibt einer Gruppe teilweise mehr Gemeinsamkeiten zu, als sie in der Regel hat. […] Die ethnische Herkunft sagt darüber hinaus nicht zwingend etwas über die Staatsangehörigkeit, die Religionszugehörigkeit oder die Weltanschauung eines Menschen aus.“ (Antidiskriminierungsstelle des Bundes)

Geschlecht & geschlechtliche Identität

„Die geschlechtliche Identität bezeichnet das Geschlecht, dem sich ein Mensch zugehörig fühlt. Diese muss nicht notwendigerweise mit dem Geschlecht, das einer Person bei Geburt zugewiesen wurde, übereinstimmen“ (Charta der Vielfalt). Denn der Geschlechterbegriff umfasst nach aktueller Geschlechtsforschung nicht nur biologische Merkmale, sondern auch soziale, identitätsstiftende und rechtliche Aspekte. Personen identifizieren sich als Männer, Frauen, nichtbinäre und genderqueere Menschen, cis und trans Personen, inter, endo und ageschlechtliche Menschen usw.

Physische & psychische Fähigkeiten

Physische und psychische Fähigkeiten beziehen sich auf körperliche, geistige oder mentale Eigenschaften von Menschen.

Fast jeder vierte Mensch in Deutschland hat eine amtlich anerkannte Schwerbehinderung oder lebt mit einer chronischen Krankheit, die im Alltag seit längerer Zeit zu erheblichen Einschränkungen führt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betraf das Stand 2021 knapp 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Daneben leben viele Menschen mit einer chronischen Krankheit, etwa HIV, Diabetes oder Multipler Sklerose. Zu chronischen Erkrankungen gehören auch psychische Erkrankungen.

Religion & Weltanschauung

An der H-BRS werden unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen gelebt. „Unter dem juristischen Begriff der Weltanschauung ist ein für die Lebensführung eines Menschen verbindliches und identitätsstiftendes Verständnis des menschlichen Lebens und der Welt zu verstehen, welches von einer relevanten Zahl anderer geteilt wird.“ (Antidiskriminierungsstelle des Bundes). Beispiele dafür sind Humanismus oder Atheismus.

In Deutschland sind ausschließlich christliche Feste auch gesetzliche Feiertage. Jüdische, muslimische, buddhistische und andere Festtage sind häufig weniger in unserem Bewusstsein, gerade wenn wir selbst christlich oder atheistisch geprägt sind. Aus diesem Grund bemühen wir uns mit Mailings und Aktionen auch auf andere Feiertage und Festlichkeiten hinzuweisen und darüber zu informieren.

Kennen Sie unseren Raum der Stille? Der Raum kann von allen Personen jeglicher Weltanschauung und Religion zur Besinnung und Ruhe genutzt werden. Aufgrund seiner Neutralität ist dieser Raum für Gebete aller Glaubensrichtungen, Meditation etc. geeignet.

Sexuelle Orientierung

„Sexuelle Orientierung bezeichnet die nachhaltige geschlechtliche Ausrichtung des Begehrens eines Menschen bei der Partner:innenwahl auf sexueller/körperlicher/romantischer Ebene.“ (100% Mensch) Dazu gehören unter anderem lesbische, schwule, bisexuelle, heterosexuelle, aber auch asexuelle oder pansexuelle Personen.

Mit Bezeichnungen wie „Queer“ oder „LSBTIQ*“ (als Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter, queere Personen und das Sternchen steht stellvertretend für weitere Identitäten) werden sowohl die sexuelle Orientierung als auch die geschlechtliche Identität adressiert. Die beiden Eigenschaften stehen aber nicht in direktem Zusammenhang – deshalb gibt es auch zwei verschiedene Dimensionen: einerseits Geschlecht und andererseits sexuelle Orientierung.

Soziale Herkunft

„In was für einem Umfeld wir aufwachsen: ob in einem Heim, einer Wohnung, in einem Hochhaus oder einer Villa, welche und wie viele Sprachen wir sprechen, welche Berufe unsere Eltern haben und wieviel Geld uns zur Verfügung steht – all das zusammen nennt sich soziale Herkunft.“ (Amadeu Antonio Stiftung)

Die Umstände, unter denen wir aufwachsen, prägen unser Leben maßgeblich und beeinflussen vor allem die

  • finanzielle und materielle Situation (z.B. Geld, Immobilien)
  • Bildungschancen (Nur 27 Prozent der Grundschüler:nnen aus einem Nichtakademiker:innenhaushalt beginnen später ein Studium. Bei Akademiker:innenkindern sind es 79 Prozent (Hochschulbildungsreport 2020))
  • individuelle Förderung

Warum spielen die Vielfaltsdimensionen eine Rolle an der Hochschule?

Ute Klammer (2015) führt fünf Gründe auf, weswegen die Vielfaltsdimensionen und deren Berücksichtigung auch an Hochschulen eine tragende Rolle spielen.

  • Verbesserung der Chancengleichheit
  • Gesellschaftliche Rahmenbedingungen (z. B. demografischer Wandel) sorgen für eine zunehmend heterogene Studierendenschaft und machen darauf abgestimmte Konzepte notwendig
  • Gesetzliche Vorgaben, wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), erfordern mehr Vorkehrungen zur Vermeidung von Diskriminierungen
  • Ökonomische Argumente (eine bessere Berücksichtigung der heterogenen Studierendenschaft soll zur Senkung von Abbruchquoten und Erhöhung der Erfolgsquoten führen)
  • Profilbildung durch Fokus auf Diversity und Inklusion in Studium, Lehre und Transfer im Kontext der Exzellenz-Initiative notwendig

Dabei ist die Basis dieser Entwicklung eine (zunehmend) diverse Gesellschaft, die sich im Mikrokosmos Hochschule widerspiegelt. Nicht nur „die Studierendenschaft [ist] sowohl im Hinblick auf ihre soziale und kulturelle Herkunft, aber auch auf ihr Alter und nicht zuletzt auf ihr Leistungsvermögen heterogener geworden.“ (Klammer 2015, S. 52)

Auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist vielfältig und legt Wert auf Chancengerechtigkeit und Diversität. In unserer Diversitätsstrategie steht „Vielfalt leben heißt für uns, Andersartigkeit wertzuschätzen und gerechte Voraussetzungen zu schaffen.“ Die H-BRS legt daher auch einen Fokus auf ein wertschätzendes und kooperatives Arbeits-, Lern- und Lebensumfeld. Das Diversitätsmanagement der H-BRS stärkt mit seinen Angeboten das respektvolle Miteinander und leistet einen wichtigen Beitrag zur Antidiskriminierungsarbeit.

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